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Sonntag, 27. September 2020

Natur-Textur Stoffspielerei mit Blue-Jeans-Wellen

 Christiane von Schnitt für Schnitt hat als Thema der Stoffspielerei nach der Sommerpause "Texturen aus der Natur" gewählt, ein schönes Thema mit vielfältigen Möglichkeiten.

Meine Inspiration ging eher von Jeans-Resten aus. Am natürlichen Abbild habe ich mich weniger orientiert sondern vertraue darauf, dass unsere Gedanken immer etwas Vertrautes erkennen möchten.


Mit Resten von Jeans habe ich eine vorbereitete Hintergrundfläche Reihe für Reihe gefüllt und fest genäht. Dabei habe ich die Schnittkanten nicht versäubert. Viele laufen im Schrägschnitt, da hält sich das Ausfransen in Grenzen. Die Schnittkante soll eher plüschig werden.

Die vollständig mit überlappenden Applikationen gefüllte Fläche erhält an den Schnittkanten noch Einschnitte im Rag-Time-Quilt-Stil oder hier Rag-Time-Blues. Ich hoffe, die Schnittkanten-Fransen rollen und plüschen wie ich es mir vorstelle.


Um das Ausfransen etwas voranzutreiben wasche ich mein Teil schon mal mit. Damit sich nicht überall in der Wäsche und im Flusensieb Fusseln verteilen stecke ich es in einen Wäschesack aus Gardinen-Muster-Rapport. Übrigens verwende ich solche Säcke auch gerne als wiederverwendbare Geschenkeverpackung. Oben lässt sich schön als Blüte drapieren ...


Hat jemand schon eine Idee, an welche Textur aus der Natur ich dachte?

Mein Textur-Stück von 80 cm x 15 cm soll als umlaufende Tasche an einen Rucksack angenäht werden. Er kann oben und hinten geöffnet und alternativ als Umhängetasche getragen werden. Die Träger waren mal Hosenbund. Unten erkennt man noch Knopflöcher.




Wer genau schaut kann erkennen, dass der Boden noch fehlt. Ich könnte eine eckige oder eine ovale Fläche einsetzen. Ich lasse es noch offen weil es ein Muster für einen Nähkurs "Reisebegleiter" ist. Wahrscheinlich wird auch dieser Kurs verschoben.

Auf den hellen Flächen sind Fixierungen der umlaufenden Tasche sichtbar. Diese habe ich inzwischen mit silbernen Bodennägeln von einer gefledderten Handtasche weg dekoriert. Dabei kam mir die Idee, mit aufgenähten Perlen die Wellen glitzern zu lassen. Sicher kennt ihr das unbeschreibliche Leuchten und Glitzern von Wasser in der Sonne? Das war meine Inspiration.

Die Stoffspielereien

Mach mit, trau dich, sei dabei! Die Stoffspielereien sind offen für alle, die mit Stoff und Garn etwas Neues probieren wollen. Es geht ums Experimentieren und nicht ums Perfektsein, denn gerade aus vermeintlich „misslungenen“ Experimenten können wir im Austausch jede Menge lernen. Lass dich gerne vom monatlich vorgegebenen Thema inspirieren und zeig deine Ideen dazu.
Jeden letzten Sonntag im Monat sind die Stoffspielereien zu Gast bei einer anderen Bloggerin. Dabei kommen wir ohne Verlinkungstool aus: Schreib einfach einen Kommentar mit dem Link zu deinem Beitrag im jeweiligen Blogpost der Gastgeberin. Sie fügt die Links im Lauf des Tages in ihren Beitrag ein – ganz persönlich und individuell.Bist du nächstes Mal auch dabei?
Die nächsten Termine:
25.10.2020: „Textile Behältnisse“ bei petersilieundco
29.11.2020: „Skandinavien“ bei Nähzimmerplaudereien
Dezember: Weihnachtspause
31.01.2021: „Smocking“ bei Machwerk 
28.02.2021: „Stoffschichten“ bei Stoffnotizen
28.03.2021: „Pop Art“ bei bimbambuki
25.04.2021: „Fransen“ bei made with Blümchen
30.05.2021: „Exotisch“ bei Petersilie & Co
27.06.2021: „Nähfüße“ bei Nähzimmerplaudereien
Sommerpause
26.09.2021: „Risse und Schlitze“ bei nahtlust
31.10.2021: „Punkte und Kreise“ bei Schnitt für Schnitt
28.11.2021: „Glitzer tröstet“ bei Tyche
Dezember: Weihnachtspause

*Das Thema "Von der Natur inspiriert" gab es am 24.09.2017 bei den Stoffspielereien. Wie die Zeit vergeht. 

Mittwoch, 16. September 2020

Veritas antik

Inzwischen nennt man so etwas ein antikes Haushaltsgerät. Ich begegnete dieser Schönheit letzten Monat in einem regionalen Second-Hand-Laden.


Eine Geradstich-Flachbett-Nähmaschine in einem Nähmaschinentisch, ausgestattet mit CB-Greifer und Tret-Antrieb. Inzwischen ist sie verkauft und ich bin froh, dass sich ein Liebhaber gefunden hat. Vielleicht sehe ich sie irgendwann wieder. An ihrer Nummer K 1799009 werde ich sie erkennen.

Leider weiß ich nicht viel über solche alten Veritas-Maschinen. Auch im Nähmaschinenverzeichnis fand wenige Informationen:

Die Rechte am Markennamen "Veritas" lagen ab 1902 bei der Firma Clemens Müller in Dresden, ab 1959 wurde der Name vom VEB Wittenberge verwendet.

Wofür steht eigentlich der Buchstabe K? Verweist er auf eine Funktion oder ein Land?

Auch zur Textima-Nähmaschine weiß das Nähmaschinenverzeichnis wenig. Die abgebildete Maschine hat die VHS Suhl von Anwohnern gespendet bekommen. Wir nutzen sie gerne in Nähkursen, besonders Kinder lieben das sanfte Geräusch beim Nähen. Wie man erkennen kann ist ein Rucksackmotor nachgerüstet. Bei vielen Veritas-Nähmaschinen findet man so einen auch ... und auch den Aufdruck Textima der ursprünglich für Textilmaschinen stand.

Kennt jemand den Zusammenhang von Veritas-Textima?
Von 1965 bis 1970 hieß das Werk in Wittenberge VEB Nähmaschinenwerk Wittenberge – Kombinat TEXTIMA, danach VEB Nähmaschinenwerk Wittenberge.

Textima 25-30: CB-Greifer, Nadel-System 705, Zick-Zack-Stich

Diese Maschinen ohne Plastik in der Mechanik sind bei guter Lagerung und Pflege unverwüstlich. Stichbild und Nähgeräusch sind so wie man es von einer zuverlässigen Maschine erwartet. Viele Jahre haben sie neuen Maschinen schon voraus und wenn wir uns einigen Restexemplaren annehmen werden diese Oldtimer viele Nähmaschinen mit Elektronik und xx Zierstichen lange überleben.

Interessiert Ihr Euch auch für die Vorfahren Eurer Nähmaschinen? 
Habt Ihr Erinnerungen an solche Haushaltshelfer?
Gibt es bei Euch im Umfeld noch welche als Dekoration oder in Aktion?

Dienstag, 8. September 2020

Nähmaschinen aus Wittenberge

Meine erste Nähmaschine war eine Veritas. Sie kostete etwa so viel wie mein erster Netto-Monatsverdienst: ca. 700 Ost-Mark. Mehr als 30 Jahre habe ich vieles mit ihr genäht. 

Mit Öffnung der Grenzen ergaben sich neue Möglichkeiten. Mit den Pfaff-Maschinen konnte ich mich nicht recht anfreunden. Zu sehr hatte ich mich an eine große Arbeitsfläche einer im Schrank eingebauten Flachbett-Nähmaschine gewöhnt. Ein paar Jahre später habe ich dann doch eine moderne elektronische Maschine gekauft. Die nutze ich nur selten und schätze wieder mehr die Robustheit und Zuverlässigkeit historischer Maschinen. Vielleicht ist es Nostalgie oder Gewohnheit ...

Leider gibt es hier in der Region nur noch wenige Nähmaschinen-Mechaniker. Andererseits fanden ein paar Veritas-Olies zu mir und weckten die Erinnerung an meine alte Maschine, eine Veritas 8014-40.


Schritt für Schritt habe ich begonnen, die Maschinen zu reinigen, die Beleuchtungsabdeckung zu entfernen, den Deckel oben abzuschrauben. Mit ein paar Tröpfchen gutem Nähmaschinenöl laufen die Oldies wie geschmiert. Immer mal werde ich einzelne Maschinen näher vorstellen und Einblicke zu Funktion und Besonderheiten geben.

Im Stadtmuseum Wittenberge kann man mehr erfahren über ...

  • SINGER - Nähmaschinen
  • VERITAS - Nähmaschinen
  • Sonstige diverse Nähmaschinen
Sammlungsschwerpunkt ist zum einen die Stadt- und Industriegeschichte von Wittenberge, zum anderen die Geschichte der Nähmaschine und des Nähmaschinenwerkes. Technik und Anwendung alter und neuer Nähmaschinen demonstriert die Werkstatt Nähmaschinen - Schauen und Mitmachen.
Zu DDR-Zeit haben mehr als 3.000 Mitarbeiter mehr als 7 Millionen Maschinen für die ganze Welt produziert. Ich freue mich immer, wenn beispielsweise Nähkursteilnehmer so ein Eisenschweinchen mitbringen und nutzen. Im Schulungsraum für Nähkurse in der VHS Suhl gibt es 2 Veritas, die von Nachbarn gespendet wurden. Bei Kindern sind die alten Maschinen in Nähkursen immer sehr beliebt. 

Habt Ihr auch noch eine Veritas Nähmaschine, vielleicht als Zweit-Maschine für grobe Arbeiten? Oder hattet ihr mal eine? Und wenn ja was für eine?

Bei den Baureihen gibt es eine Systematik:

Flachbettmodelle:

8014/1 -> Geradstichmaschine mit Doppelumlaufgreifer,

8014/2 -> Vollzickackmaschine mit Doppelumlaufgreifer,

8014/3 -> Vollzickackmaschine mit Doppelumlaufgreifer sowie Zierstichautomatik.

8014/4 -> Maschine der Klasse 8014 mit CB Greifer, kann nur Geradstiche


Die Nachfolgemodelle heißen 8014/11, 8014/22, 8014/33.

Es ist die Generation mit Sockelmodell der Klasse 8016.

Es folgen die Modelle 8014/22, 8014/26, 8014/33 und 8014/36 mit gleicher Programmvielfalt

Durch Einbau von Programmwalzen fiel die Stichbreiteneinstellung weg.

Erst die Modelle Rubinas und Famula hatten diese Einstellmöglichkeit wieder.


Die 8014/29 ist Nacholgerin der 8014/25-2 und 8014/28-2 mit neuem Design

Die 8014/39 ist Nacholgerin der 8014/35-2 und 8014/38-2 mit neuem Design

Die 8014/39 wurde aber überarbeitet und verkauft als 8014/40.

Die 8014/43 kann Stretchstiche = Mehrfachstiche 


Freiarmmodelle: 

Generation 8014 mit den Modellen 8014/4401 und 4402 (Funktionen wie 8014/43)

Das Freiarmmodell der 8014/40 hieß 8014/4431. ...


In meinem Umfeld sind mir bisher nur Flachbettmodelle begegnet. Inzwischen schaue ich zuerst auf den Typenaufdruck im Freiraum der Maschinen.


Es gibt verkleidete Veritas Nähmaschinen, die unter anderen Namen verkauft wurden. z. B. eine Victoria-Flachbettmaschine. Immer mal wenn ich Second-Hand-Nähmaschinen sehe mit den bei Veritas typischen Bedienelementen, Belegungen und Fadenführungen frage ich mich, was so eine Maschine für eine Geschichte hat und wo sie zusammen geschraubt wurde.


Spannend ist die Geschichte auf jeden Fall, verfolgt man die Anfänge erfährt man, dass die in Wittenberge vor Gründung der DDR produzierten Nähmaschinen Singer genannt wurden. 1904 wurde das Werk in Wittenberge als Zweigwerk der amerikanischen Singer Company in Betrieb genommen. 

Später im VEB Nähmaschinenwerk Wittenberge kamen die neu entwickelten Nähmaschinen unter den Namen Veritas und Naumann auf den Markt. In den 1980er-Jahren galt Veritas in Wittenberge als das modernste Nähmaschinenwerk der Welt. Im Jahr 1993 wurde die Produktion in Wittenberge endgültig eingestellt.


Auf der Webseite des Nähmaschinenwerkes Wittenberge und der Webseite des Veritasclubs erfährt man zu Namensgebung und Herkunft folgendes:

Nähmaschinen für den Inlandbedarf der DDR) trugen das Warenzeichen "VERITAS". Für das sozialistische Wirtschaftsgebiet (Sowjetunion, Ungarn, CSSR ... u.a.) hießen sie "Naumann" oder "Veritas". Für das nichtsozialistische Wirtschaftsgebiet (BRD, Frankreich,... u.a.) trugen sie die Bezeichnung "Veritas", "Naumann", "Siera", "Victoia", "Lloyds", "Gracia", "Graciella", "Pickling", "Hansa" oder "Riccar". Vertriebsfirmen bzw. Versandhäuser im nichtsozialistische Wirtschaftsgebiet vergaben eigene Produktnamen wie z. B. Fashion, Lady  für "ihre" Nähmaschinen aus Wittenberge.


Inzwischen gibt es wieder "VERITAS" Nähmaschinen, vertrieben von der schweizerischen Firma "Crown Technics Ltd.", eine Tochter der Bernina Nähmaschinenfabrik. Der Name ist geblieben, aber es sind andere Maschinen ...