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Sonntag, 25. September 2016

Reverse Applikation mit Metallicgarn in Steam-Punk-Art

Susanne hat für die Stoffspielerei* das Thema Metallstickerei ausgewählt. Mit Onlinebildersuche findet man filigrane Beispiele oft mit religiösen Themen. Goldhauben als Trachtenbestandteil sind ebenfalls vertreten.

Die Suche nach geeigneten Materialien, insbesondere Garn ist überschaubar. Ein Coats Multicolor-Metallicgarn habe ich auf dem Stoffmarkt gekauft, ein MEZ Silbermetallicgarn 20 g (60% Polyamid, 40 % Polyester) war vorhanden. Ebenfalls vorhanden ein dünnes metallisches Polyestergarn, das eher als Beistrick- oder Häkelgarn geeignet ist.


Lange habe ich gezögert, eine metallische Stickerei anzufangen. Eine Zeit lang habe ich an Maschinensticken mit einem Konturenmotiv in Erwägung gezogen, eventuell als Applikation um ein Kindershirt zu reparieren. Letztendlich kam mir vor 2 Tagen die Idee, dass Metallstickerei gut zum Steam-Punk-Design passt und für mich am besten mit einer hinterlegten Applikation von Hand umsetzbar ist. Für die zu bestickende Fläche brauchte es noch ein paar Überlegungen, ich dachte über Gamaschen nach, habe dann aber einem wärmenden Teil für den Hals den Vorrang gegeben. Eine Art Schal-Kragen habe ich frei 2lagig zugeschnitten, mit der Overlock umrundet, gewendet und mit ein paar Kreis- und Sternformen bemalt. Vorrätig hatte ich Metallic-Acrylfarbe. Die ist fester als Textilfarbe, erfüllt aber auf der Außenschicht gut ihren Zweck.


Typische Motive für Steam Punk sind Zahnräder, Schlüssel, Räder und Dampfloks. Für stilisierte Motive von Zahnrädern habe ich Schlingstiche (Feston- oder Langettenstich) gewählt und für die Kreise das Garn doppellagig verwendet. Die Sterne sind einfädig mit Vorstichen umstickt und frei mit Kreisen ergänzt so dass sie am Lokomotivenräder erinnern, insbesondere durch Freischneiden von ausgewählten Bereichen.

Die Textilbemalungen und -Drucke dienen mir als Ausgangsorientierung und ich ergänze intuitiv Stiche. Für mich ist das entspannender, als nach einer Vorlage zu arbeiten. Die Handhabung von Metallicgarn zum Sticken mit der Hand ist gewöhnungsbedürftig. Es verknotet leicht und dröselt an den Enden sehr schnell auf. Mit etwas Übung und Geduld ist es zu bändigen. Sicher war es bei den historischen filigranen Metallstickereien weit schwieriger.

Als Verschluss dachte ich an Knopflöcher mit einem Automatik-Programm. Vorsorglich hatte ich spezielle Metallic-Nadeln gekauft um diese vielleicht zum Maschinensticken zu verwenden. Diese Vorhaben sind gescheitert. Schon beim Führen des Metallicfadens in die Führungen des Oberfadens bekam ich Zweifel, die sich bestätigten. Geradnahtprobestiche gab es nicht viele, schon nach kurzer Zeit  dröselte ich Faden als Knoten vor dem Nadelöhr. Zickzackprobestiche habe ich auch nicht hin bekommen. Der Oberfaden bildete Schlaufen unter dem Probestück. Als Unterfaden habe ich normales Garn verwendet. Dieses Fiasko erinnert mich an die Erfahrungen von Christina, als sie Metallicgarn zum Quilten verwendet hatte. Ich werde große Druckknöpfe annähen oder Knopflöcher von Hand sticheln, Ersatzlösungen sind besser als Frust beim Nähen.


Steam Punk finde ich interessant. Es erinnert mich an Jules Vernes Geschichten, Metropolis, Chaplins Moderne Zeiten oder auch Edward mit den Scherenhänden.
Mit meinem neuen Herbstkleidungsstück bin ich sehr zufrieden, für mich ist es verbunden mit Näherfahrungen und Spaß beim Sticken. Meine stilisierte, abgewandelte Version einer Halsbekleidung finde ich alltagstauglich und tragbar, provisorisch geschlossen erst mal mit Sicherheitsnadeln = punkig passend.


 
 
 
Nun sehe ich nach, was die anderen Teilnehmerinnen der heutigen Stoffspielerei gestickt haben. Vielleicht hat jemand Tricks und Tipps zum Umgang mit Metallicgarn, könnte ich gut gebrauchen.
Susanne von Textile Geschichten danke ich für die thematische Inspiration und für's Sammeln.
 
Die monatliche Stoffspielerei ist eine Aktion für textile Experimente. Sie ist offen für alle, die mit Stoff und Fäden etwas Neues probieren möchten. Der Termin soll Ansporn sein, das monatlich vorgegebene Thema soll inspirieren. Jeden letzten Sonntag im Monat werden die Links mit den neuen Werken zwecks Erfahrungsaustausch gesammelt. 

Mittwoch, 21. September 2016

Tischläufer-Shirt

2014 gab es bei „Mama macht Sachen“ eine Aktion mit der Herausforderung, einen Stoff entgegen seiner üblichen Nutzung zu verwenden. Einige Ideen hatte ich drapiert und fotografiert, ein paar Ideen auch umgesetzt. Dieses Jahr habe ich noch eine Idee umgesetzt, musste einfach sein:


Einen beigen Tischläufer aus einem Knotennetz mit blumigen Einflechtungen habe ich komplett transformiert. Die transparente Struktur ist perfekt für Sommerkleidung. Sie kleidet nun nicht mehr Omas Tisch oder Kommode.
Gefärbt habe ich die Teile vor dem Zusammen nähen um sicher zu sein, dass die verschiedenen Materialien die Farbe passend aufgenommen haben. Die Konstruktion entstand durch Drapieren im Stil von Lagenlook. Die heraus geschnittene Halsöffnung ist als aufgesetzte Tasche wieder verwendet = Zero Waist.

 

Bargello - Tischläufer mit Wellen-Muster aus Streifen

Grüne Deko-Stoffmuster habe ich "aufgeräumt" (1) und zu einem kleinem Tischläufer neu arrangiert.


Da die Ausgangsstücke recht kurz waren habe ich 2 Streifenbahnen (2) aus 6 cm breiten Streifen vorbereitet, und in farbgestaffelte Streifen von 3...5 cm (3) geteilt, die dann versetzt neu zusammengenäht sind. Die Lücken durch die Verschiebung sind vor dem Zusammen nähen der mehrfarbigen Bahnen improvisiert angestückelt (4).
Als mittlere Lage habe ich Malimo verwendet.


Hört sich kompliziert an? Ist es gar nicht:

Buchrezension: Digitales Textildesign

Unsere Zeit ist für Print- und Grafikdesigner aufregender denn je. Die digitale Welt ist Bestandteil unseres Alltages geworden. Digitale Drucktechniken lassen traditionelle Beschränkungen vergessen. Kleine Flächen können ohne Umwege experimentell bedruckt werden. Großformatdrucker ermöglichen schnelle Umsetzungen von Designs auf gewebte und elastische Stoffe.

Die Textildesignerin Melanie Bowles hat 2009 nach 15 Jahren Lehrerfahrung ein Buch für Textildesigner und -Hersteller geschrieben:

Melanie Bowles; Ceri Isaac
192 Seiten, Format 21,6 × 28 cm
ISBN 978-3-8307-0854-4
Stiebner-Verlag

Beispiele professioneller Designer zum Einsatz von Inkjetdruck auf Textilien geben einen Eindruck von den Möglichkeiten. Das Buch enthält 20 leicht nachvollziehbare Schritt-für-Schritt-Kurse zum Gestalten eigener Printmuster. Adobe Photoshop und Illustrator sind Branchenstandards für grafische Designs. Scans, Zeichnungen, Skizzen oder Fotografien sind Ausgangspunkt der Kursbeispiele im Buch. Eine kleine Auswahl Photoshop-Filter wird vorgestellt. Mit Illustrator erstellt die Autorin Blumenmuster aus grafischen Elementen. Farbpaletten, Pinselpaletten und Texturen ergeben in Kombination mit Filtern interessante Effekte. Tiefe kann ein digitaler Druck durch nachträgliches Malen, Bedrucken oder Besticken erhalten. Gestalterisch ist vieles möglich. Parallelen zum digitalen Druck auf Papier sind naheliegend.

Das Buch interessiert mich, da ich gerne eine Brücke schlagen möchte zwischen Fotografie und Stoff. Digitales Textildesign ist komplex, aber inzwischen auch für private Zwecke in kleinen Mengen erschwinglich. Erfahrungen mit digitaler Bildbearbeitung und ein Blick für Gestaltung im Ganzen sind wichtige Bausteine für solch eine spannende Herausforderung. Auf solch einem Weg ist das Buch ein praktischer Ratgeber.

Das Buch stellte mir der Verlag auf Anfrage zur Verfügung.

Mittwoch, 14. September 2016

Batik-Shirt mit Smok und Spitzendeckchen

Passgenaue Oberteile aus Jersey sind leichter zu nähen als aus nicht elastischen Stoffen. Meinen Oberteilgrundschnitt habe ich mal so verändert, dass die Brustabnäher durch gesmokte Flächen im Schulterbereich ersetzt sind. Dafür habe ich ein Smok-Muster gewählt, dass möglichst viel waagerecht Volumen weg nimmt und kaum Höhe schluckt. Es ist recht grob gespannt, erfüllt aber seinen Zweck.
Genäht ist das Shirt aus gefärbtem Viskosejersey, ein paar gefärbte Häkeldeckchen appliziert und frei geschnitten, so bekommt das Oberteil gleich eine dekorative Lüftung.


Im Sommer und besonders bei heißem Wetter trage ich das Shirt sehr gerne. Die Tragefotos entstanden beim Ferienworkshop "Talentcampus".


Weil die langen Haare den Smokbereich ganz verdecken zeige ich noch ein paar Detailfotos auf meiner Schneiderpuppe.



Patchwork-Schürzentasche - Upcycling

Letzte Woche habe ich bei MMM Fotos gezeigt, auf denen auch eine Upcycling-Tasche zu sehen ist, die aus Baumwollstoffen von Kittelschürzen entstanden ist.
Wenn ich secondhand eine wenig oder gar nicht getragene Schürze finde freue ich mich immer, denn die Muster und Farben sind originell und die Baumwolle ist robust, perfekt für eine Patchworktasche.


Die Tasche ist als Zwilling schon vor einiger Zeit entstanden, als ich aus der ausgemusterten Kinderwagen-Kombination (Räder kaputt) meines Enkels die Reißverschlüsse heraus getrennt habe und mir dabei der Gedanke kam, auch das Vlies wieder zu verwenden.

Wegen der Vliesmenge ist gleich ein Taschenzwilling entstanden mit Patchworktaschenkörper aus Schürzenbaumwolle und Jeans-Denim. Gequiltet sind die 3 Lagen mit dem Brother-Oberstofftransport-Fuß + Jeansnadel. Solch ein Projekt bringt die elektronische Kombinationsmaschine Brother Innovis an die Grenzen ihrer Belastbarkeit wenn Nahtzugaben und Lagen sich stapeln. Die Verwendung vom Kinderwagenvlies hat sich bewährt, bei solch kleinen Flächen ist das gut zu handhaben.


Nun trage ich diese Tasche schon länger als ein Jahr mit mir außer Haus rum. Inzwischen fransen die Trägerkanten aus und ich überlege, wie ich das reparieren kann. Der Baumwollstoff der Schürzen hält tadellos, kein Abrieb oder Verschleiß zu erkennen.

Neulich war die Zwillingstasche zu Besuch hier und stand für ein Selfie Model.

 

Mittwoch, 7. September 2016

Jerseykleid mit Negativ-Applikation

Sommer, Sonne, Städtereise ... Gelegenheit, mein Jersey-Kleid auszuführen. Es entstand als Resultat mehrerer Experimente aus einem Kaufshirt, das voll transformiert wurde.


Bereits 2013 habe ich das Ausgangsshirt mit Textilfarbstempeln versehen. Trotzdem habe ich es selten getragen weil mir selten nach gelbgrün ist. Deshalb habe ich es mal rauchblau gefärbt und beschlossen, dass es durch Ergänzung von Textilien aus meinem Fundus weiter verändert wird.

 
Weitere Stempel und Jerseystreifen sind auf blau dazu gekommen.
 


Seitennähte aufgetrennt, eine Negativapplikation auf einer Schulterseite angebracht. Hinterlegt ist sie mit einem Häkeldeckchen, welches mit ein paar Zwillingsnadelrunden befestigt und maschengesichert ist.

 
Verlängert ist mit gefärbtem Jersey und Baumwollspitzenkante von einer Tischdecke und Baumwollbahnen von einem Rock, der mir zu eng war.
 
 
Die Reverse-Applikation aus der Nähe