Meine Stoffspielerei kommt aus der technisch und gestalterisch vielfältigen Welt des Patchwork. Inspiriert hatte mich Kristina mit Ihrem La Passacaglia Quilt. Sie nennt Ihr Projekt EPP-Monsterquilt.
EPP im Zusammenhang mit Patchwork ist die Abkürzung für English Paper Piecing.
Praktisch bedeutet es, dass um vorbereitete Papierschablonen Stoffstücke fixiert (geheftet oder geklebt) werden. Eine Nahtzugabe von 0,6 bis 1 cm ergibt sich auf der Papierrückseite.
Papierschablonen enthalten keine Nahtzugaben - sie beziehen sich einfach auf die Endgröße der Formen, sobald sie zusammengenäht sind. Die Papierschablonen sind traditionell geometrische Formen und bestimmen wesentlich die Gestaltung der späteren Fläche. Eine Anordnung von Formen, die eng zusammenpassen, ohne Überlappungen oder Lücken, um eine Ebene in einem sich wiederholenden Muster zu bedecken nennt man Tessellation. Daraus ergibt sich viel Potenzial für die Erstellung von Designs, die endlos wirken. Durchdachte Farbplatzierungen ergeben unterschiedliche Designs, die auf Grundformen (z. B. Sechsecke) zurück zu führen sind.
In meinem Text hier werde ich mich mit einem Beispiel dem geometrisch mathematischen Aspekt dieser Technik widmen.
Lange habe ich darüber nachgedacht, wie ich die Papierschablonen effektiv erzeugen kann und bin schließlich auf Acrylstempel gestoßen, die ich zur Markierung verwende. Bevor ich mich in ein „Monsterprojekt“ stürze wollte ich die Technik erst mal ausprobieren und habe aus Stoffresten ein paar Fünfecke aneinander genäht, dazu am Ende des Beitrages mehr. Diese ersten Versuche im Patchwork von Hand über Papier nähen haben mich ermutigt, weitere Papierschablonen vorzubereiten, mit Hemdenstoffen zu beziehen und aneinander zu nähen.
Die vielfältigen Möglichkeiten der Rauten-Schablone (Diamond) brachten mich dazu, mich auf diese Form zu beschränken. Diese Form hat vier gleich lange Seiten. Die Winkel sind gegenüber liegend 60 Grad und 120 Grad.
- Die aneinander zu nähenden Kanten sind gleich lang.
- Die Summe der aufeinander treffenden Winkel zwischen den Kanten ist 360 Grad (geschlossener Kreis).
- Symmetrie und sich wiederholende Muster werden optisch ansprechend empfunden. Sie vermitteln ein Gefühl von Harmonie und Ordnung.
In meiner Planungsphase ist mir aufgefallen, dass beliebte EPP-Projekte im Punkt des Aufeinandertreffens 5 Spitzen, 6 Spitzen oder 8 Spitzen verbinden. Diese Werte ergeben die Zwischenformen: Fünfeck, Sechseck oder Achteck. Solche geometrischen Figuren finden sich aus einem Stück in passender Länge mitunter zwischen zusammen gesetzten Formen. Vorausdenkend ist zu berücksichtigen, dass an jeder weiteren Spitze die Fläche auf 360 Grad geschlossen werden sollte, um eine ebene Fläche zu erhalten.
Mein Beispiel beschränkt sich auf Figuren mit Rauten-Schablonen von 60/120 Grad. Zunächst hatte ich je 3 Teile hell, mittel und dunkel aneinander genäht und zu 4er Gruppen zusammen gefügt. Im Laufe der Zeit ergab es sich, dass ich mit wechselnden Farben und abweichender Anordnung ein paar sternförmige Gebilde nähte.
mit dieser Anordnung erbeben sich 2 Lücken für 1/2 Rauten = gleichschenklige 60 Grad Dreiecke |
L-förmig angeordnet sollen Sie asymmetrischer Blickfang der Fläche werden, eingebettet in eine Baby-Block-Fläche.
Mein Projekt schreitet langsam voran. Irgendwie brauche ich derzeit diese Nadelei. Entscheidend ist, dass es allabendlich fortschreitet. Manchen Abend ist mir auch einfach nur nach Papier um Schablonen heften. Die Einbettung der speziellen Formationen in die Babyblockfläche mit den erforderlichen Anschlüssen braucht etwas mehr Power. Manchmal ist das genau richtig und ein anderes Mal entspannt es einfach, die sich wiederholende Abfolge wie ein Mantra zu durchlaufen. Ich schätze, ich habe mir dieses Projekt instinktiv ausgesucht. Florence Knapp (Flossie Teacake) beschreibt in ihrem Buch (Foto oben) die ablenkende, beruhigende Nebenwirkung solch einer Handarbeit. Ausschlaggebend für den Kauf dieses Buch waren für mich Informationen über Patchworker wie z. B. Lucy Boston und Einblicke in die Geschichte des EPP.
Von einem Quilt, der auf 5ecken basiert (wie z.B. der La Passacaglia Quilt) bin ich abgekommen. Die sich ergebende Formation umfasst u.a. einige recht spitzwinklige Formen. Das ist nicht so leicht zu nähen. Gerne sehe ich mir EPP-Nadeleien anderer Patchworker an und analysiere inzwischen die verwendeten geometrischen Formen und Winkel anhand der sichtbaren Muster:
- Der La Passacaglia-Quilt basiert auf 5-Ecken
- Der Millefiorequilt nach Katja Marek basiert auf 6-Ecken
- Der Flourish-EPP-Quilt hat 8 Ecken. Diese Teilung mit 45/90 Grad wird sicher eher mit der Maschine genäht als Sterne oder Half Square Triangle Blöcke
- Eine spezielle Form ist POTC: patchwork of the crosses nach Lucy Boston
- inzwischen gibt es einfallsreiche neue Formen und Muster. Es ist spannend, dass diese Alte Technik immer noch neues Potential in sich birgt. Beispiel: Mondsteine
Und was passiert eigentlich, wenn die Summe der aufeinander treffenden Winkel kleiner ist als 360 Grad? Die Fläche wird dreidimensional. Aus 12 Fünfecken entsteht eine Kugel, bei mir ein Nadelkissenball:
Nun freue ich mich auf die Beiträge der anderen Stoffspielereinnen und und gehe online lesen.
Die Stoffspielereien
Mach mit, trau dich, sei dabei! Die Stoffspielereien sind offen für alle, die mit Stoff und Garn etwas Neues probieren wollen. Es geht ums Experimentieren und nicht ums Perfektsein, denn gerade aus vermeintlich „misslungenen“ Experimenten können wir im Austausch jede Menge lernen. Lass dich gerne vom monatlich vorgegebenen Thema inspirieren und zeig deine Ideen dazu.
Jeden letzten Sonntag im Monat sind die Stoffspielereien zu Gast bei einer anderen Bloggerin. Dabei kommen wir ohne Verlinkungstool aus: Schreib einfach eine Mail oder einen Kommentar mit dem Link zu deinem Beitrag im jeweiligen Blogpost der Gastgeberin. Sie fügt die Links im Lauf des Tages in ihren Beitrag ein - ganz persönlich und individuell.
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Die nächsten Termine:
28.04.2019: "100 Jahre Bauhaus" bei Siebensachen zum Selbermachen
26.05.2019: "Heimat" bei Nahtlust
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29.09.2019: „Miniatur" bei Feuerwerk bei Kaze
27.10.2019: "Handweben" bei Schnitt für Schnitt
24.11.2019: (Thema noch offen) bei Nähzimmerplaudereien
Einen Überblick über die bisherigen Stoffspielereien findest Du bei „Siebensachen zum Selbermachen“.
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