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Sonntag, 31. März 2019

Geometrische Stoffspielerei mit EPP

Karen von feuerwerkbykaze ist heute Gastgeberin der Stoffspielereien. Thema ist Geometrie.



Meine Stoffspielerei kommt aus der technisch und gestalterisch vielfältigen Welt des Patchwork. Inspiriert hatte mich Kristina mit Ihrem La Passacaglia Quilt. Sie nennt Ihr Projekt EPP-Monsterquilt. 

EPP im Zusammenhang mit Patchwork ist die Abkürzung für English Paper Piecing.
Praktisch bedeutet es, dass um vorbereitete Papierschablonen Stoffstücke fixiert (geheftet oder geklebt) werden. Eine Nahtzugabe von 0,6 bis 1 cm ergibt sich auf der Papierrückseite. 




Papierschablonen enthalten keine Nahtzugaben - sie beziehen sich einfach auf die Endgröße der Formen, sobald sie zusammengenäht sind. Die Papierschablonen sind traditionell geometrische Formen und bestimmen wesentlich die Gestaltung der späteren Fläche. Eine Anordnung von Formen, die eng zusammenpassen, ohne Überlappungen oder Lücken, um eine Ebene in einem sich wiederholenden Muster zu bedecken nennt man Tessellation. Daraus ergibt sich viel Potenzial für die Erstellung von Designs, die endlos wirken. Durchdachte Farbplatzierungen ergeben unterschiedliche Designs, die auf Grundformen (z. B. Sechsecke) zurück zu führen sind. 



In meinem Text hier werde ich mich mit einem Beispiel dem geometrisch mathematischen Aspekt dieser Technik widmen.

Lange habe ich darüber nachgedacht, wie ich die Papierschablonen effektiv erzeugen kann und bin schließlich auf Acrylstempel gestoßen, die ich zur Markierung verwende. Bevor ich mich in ein „Monsterprojekt“ stürze wollte ich die Technik erst mal ausprobieren und habe aus Stoffresten ein paar Fünfecke aneinander genäht, dazu am Ende des Beitrages mehr. Diese ersten Versuche im Patchwork von Hand über Papier nähen haben mich ermutigt, weitere Papierschablonen vorzubereiten, mit Hemdenstoffen zu beziehen und aneinander zu nähen.

Die vielfältigen Möglichkeiten der Rauten-Schablone (Diamond) brachten mich dazu, mich auf diese Form zu beschränken. Diese Form hat vier gleich lange Seiten. Die Winkel sind gegenüber liegend 60 Grad und 120 Grad. 


Folgende Eigenschaften sind die Basis von EPP-Projekten:

  • Die aneinander zu nähenden Kanten sind gleich lang.
  • Die Summe der aufeinander treffenden Winkel zwischen den Kanten ist 360 Grad (geschlossener Kreis).
  • Symmetrie und sich wiederholende Muster werden optisch ansprechend empfunden. Sie vermitteln ein Gefühl von Harmonie und Ordnung.
Das gilt auch für aneinander genähte Quadrate und Vierecke.

In meiner Planungsphase ist mir aufgefallen, dass beliebte EPP-Projekte im Punkt des Aufeinandertreffens 5 Spitzen, 6 Spitzen oder 8 Spitzen verbinden. Diese Werte ergeben die Zwischenformen: Fünfeck, Sechseck oder Achteck. Solche geometrischen Figuren finden sich aus einem Stück in passender Länge mitunter zwischen zusammen gesetzten Formen. Vorausdenkend ist zu berücksichtigen, dass an jeder weiteren Spitze die Fläche auf 360 Grad geschlossen werden sollte, um eine ebene Fläche zu erhalten.

Mein Beispiel beschränkt sich auf Figuren mit Rauten-Schablonen von 60/120 Grad. Zunächst hatte ich je 3 Teile hell, mittel und dunkel aneinander genäht und zu 4er Gruppen zusammen gefügt. Im Laufe der Zeit ergab es sich, dass ich mit wechselnden Farben und abweichender Anordnung ein paar sternförmige Gebilde nähte. 



mit dieser Anordnung erbeben sich 2 Lücken für
1/2 Rauten = gleichschenklige 60 Grad Dreiecke
Zwei Gebilde habe ich kaleidoskopartig verzahnt ineinander genäht.
L-förmig angeordnet sollen Sie asymmetrischer Blickfang der Fläche werden, eingebettet in eine Baby-Block-Fläche. 




Mein Projekt schreitet langsam voran. Irgendwie brauche ich derzeit diese Nadelei. Entscheidend ist, dass es allabendlich fortschreitet. Manchen Abend ist mir auch einfach nur nach Papier um Schablonen heften. Die Einbettung der speziellen Formationen in die Babyblockfläche mit den erforderlichen Anschlüssen braucht etwas mehr Power. Manchmal ist das genau richtig und ein anderes Mal entspannt es einfach, die sich wiederholende Abfolge wie ein Mantra zu durchlaufen. Ich schätze, ich habe mir dieses Projekt instinktiv ausgesucht. Florence Knapp (Flossie Teacake) beschreibt in ihrem Buch (Foto oben) die ablenkende, beruhigende Nebenwirkung solch einer Handarbeit. Ausschlaggebend für den Kauf dieses Buch waren für mich Informationen über  Patchworker wie z. B. Lucy Boston und Einblicke in die Geschichte des EPP. 




Die ganze Entstehung dieses Baby-Block-Rosetten-Quiltes findet man hier.

Von einem Quilt, der auf 5ecken basiert (wie z.B. der La Passacaglia Quilt) bin ich abgekommen. Die sich ergebende Formation umfasst u.a. einige recht spitzwinklige Formen. Das ist nicht so leicht zu nähen. Gerne sehe ich mir EPP-Nadeleien anderer Patchworker an und analysiere inzwischen die verwendeten geometrischen Formen und Winkel anhand der sichtbaren Muster:

Ein Grund für die Beliebtheit von EPP ist sicher, dass man ein übersichtlich kompaktes Projektstück mit auf reisen nehmen kann.

Und was passiert eigentlich, wenn die Summe der aufeinander treffenden Winkel kleiner ist als 360 Grad? Die Fläche wird dreidimensional. Aus 12 Fünfecken entsteht eine Kugel, bei mir ein Nadelkissenball:



Nun freue ich mich auf die Beiträge der anderen Stoffspielereinnen und  und gehe online lesen.


Die Stoffspielereien
Mach mit, trau dich, sei dabei! Die Stoffspielereien sind offen für alle, die mit Stoff und Garn etwas Neues probieren wollen. Es geht ums Experimentieren und nicht ums Perfektsein, denn gerade aus vermeintlich „misslungenen“ Experimenten können wir im Austausch jede Menge lernen. Lass dich gerne vom monatlich vorgegebenen Thema inspirieren und zeig deine Ideen dazu.

Jeden letzten Sonntag im Monat sind die Stoffspielereien zu Gast bei einer anderen Bloggerin. Dabei kommen wir ohne Verlinkungstool aus: Schreib einfach eine Mail oder einen Kommentar mit dem Link zu deinem Beitrag im jeweiligen Blogpost der Gastgeberin. Sie fügt die Links im Lauf des Tages in ihren Beitrag ein - ganz persönlich und individuell.

Die nächsten Termine:
28.04.2019: "100 Jahre Bauhaus" bei Siebensachen zum Selbermachen 
26.05.2019: "Heimat" bei Nahtlust
30.06.2019: "Afrika" bei made with Blümchen 
29.09.2019: „Miniatur" bei Feuerwerk bei Kaze 
27.10.2019: "Handweben" bei Schnitt für Schnitt 
24.11.2019: (Thema noch offen) bei Nähzimmerplaudereien 

Einen Überblick über die bisherigen Stoffspielereien findest Du bei „Siebensachen zum Selbermachen“. 

Donnerstag, 14. März 2019

Vielfältige Kissen nähen mit Kindern

Anfang des Jahres kam eine Anfrage vom MGH Familienzentrum „Die Insel“ in Suhl zur Gestaltung und Betreuung eines Nähkurses für Kinder. Besonderheit des Kurses war, dass die Kinder in Begleitung eines Erwachsenen nähen. Für ein Elternteil oder Großeltern war dies Gelegenheit, Zeit miteinander zu verbringen und Erlebnisse zu teilen.

An 5 Donnerstagen reisten nachmittags Kinder im Alter von 8 – 12 Jahren mit Nähmaschine und „persönlichem Assistenten“ an, um gemeinsam zu nähen. Das Familienzentrum hat für solche Freizeitgestaltungen optimale räumliche Voraussetzungen. Zu Beginn jedes Näh-Nachmittages besprachen wir unsere Projekte und tauschten Erfahrungen aus. Ein großer runder Tisch war reich gedeckt mit Tee, Kakao, Fruchtsaft, Obst und kleinen Schoki, eine sehr gute energetische Grundlage zum Nähen.


Aus Erfahrungen anderer Nähkurse mit Kindern weiß ich, dass Kissenbezüge zu den beliebtesten Nähprojekten von Kindern zählen. Deshalb wählten wir das Thema:

Nähen von Kissenbezügen mit individueller Gestaltung

Nähspaß für Kinder (ab 8 Jahre) und Eltern
·       Unterschiedliche Flächengestaltung
·       Verschiedene Größen und Verschlüsse
·       Grundfunktionen einer Haushaltsnähmaschine

Nicht nur Erwachsene haben Spaß am Nähen sondern auch viele Kinder wollen Nadel und Faden in die Hand nehmen und sich auf der Nähmaschine ausprobieren.
Zu unserem Nähworkshop laden wir Mädchen und Jungen ein, sich Kenntnisse an der Nähmaschine anzueignen und mit kleinen Nähprojekten Erfahrungen und Fähigkeiten zu erlangen.
Eine Begleitperson gibt den Kindern Unterstützung bei anspruchsvollen Anforderungen.
Die Kinder lernen den Umgang mit einer Nähmaschine sowie die einzelnen Schritte bis zur Fertigstellung einer Kissenhülle

Kinder verfügen über viel Phantasie und das Bedürfnis, sich selbst zu erproben. Dieser Nähkurs bot Ihnen Gelegenheit, in das Universum des Selbernähens vorzudringen, um praxisnahe einige vorbereitete Nähprojekte fertigzustellen. Bewusst gab es keine Terminstellungen oder Zeitdruck. 
Nähen ist ein komplexer Vorgang mit Anforderungen an das dreidimensionale Vorstellungsvermögen. Es erfordert Überblicken zur Reihenfolge der Arbeitsschritte sowie Beherrschung von Maschine und Zubehör mit den ausgewählten Materialien. All das will erst mal angetestet werden, am besten mit einem kleinen Projekt. 
Theoretische Erläuterungen sind erst mal weniger gefragt und eigentlich ist es auch egal, mit welchem Baustein des Nähuniversums man beginnt. Irgendwann muss garantiert die Spule wieder aufgespult und die Nadel neu eingefädelt werden. Dann ist der richtige Zeitpunkt, um sich damit zu beschäftigen.

Erstes Nähprojekt: Minikissen für Stecknadeln

Auf eine Fläche von ca. 12 x 24 cm wurden Streifen aufgenäht. Die Kinder konnten die Streifen selbst auswählen und durch Platzierung/Verlauf die Fläche individuell gestalten. Dieses erste Projekt war Übung zum gerade nähen entlang einer Führung. Die Flächen wurden zu kleinen Nadelkissen zusammen genäht, so etwas benötigt man beim Nähen ständig.



Zweites Nähprojekt: Kissenbezüge 40 x 40 cm nähen und gestalten

Eine Auswahl von Stoffen in passender Breite wurde zu einmaligen Kissen zusammen genäht. Ein Element davon wurde mit genähten Biesen verziert. Auch eine Gelegenheit gerade an einer Führung zu nähen und mit einfachen Möglichkeiten eine Fläche zu gestalten.
Ein Stoffstück mit Einhorndruck wollte richtig eingenäht werden so dass die Einhörner nicht etwa „Kopf stehen“.
Die Rückseite aus einfarbigem Baumwollstoff verlangte nach individuellen Verzierungen durch aufgenähte Streifen oder Büommelbordüre. Letztere forderten die Unterstützung der Assistenten, deren Hilfe nicht nur zum Bügeln gerne angenommen wurde. Als Verschluss konnte eine fertige Knopfleiste von Second-Hand-Stoffen (Hemd) genutzt werden. Einige Kissenbezüge erhielten Kam-Snaps-Druckknöpfe als Verschluss.




Drittes Nähprojekt: Leseknochen mit Stoffstreifen

Nach vorzeigbaren Erfolgserlebnissen haben wir uns an etwas Schwierigeres gewagt. Für Leseknochen haben wir Stoffstreifen auf Untergrundstoffe genäht mit der „Quilt as you go“ Methode. Auch hier war es wichtig, möglichst gerade an der Kante ausgelegter, fixierter Stoffe zu nähen. Außerdem war zu berücksichtigen, dass der aufgelegte Stoff auch nach dem Umklappen lang genug sein sollte, um die Unterlage zu bedecken. Spaß gemacht hat hier besonders die individuelle Kombination von Stoffstreifen. Einige erkannten schnell, dass breitere Streifen schneller zum Ziel führen. Zum Zusammen nähen der 3 kurvigen Formen des Knochens waren die Assistenten gefordert, auch beim Zuschauen kann man lernen.




Viertes Nähprojekt: Stoffstern

In einer der ersten Projektbesprechungen haben wir uns ausgetauscht zu Wunschprojekten und Umsetzung. Diese angeregte Diskussion hat mich dazu gebracht, runde Stoffrohlinge für Sterne vorzubereiten. Ein bisschen Glitzer braucht so ein Stern, Gelegenheit Stoffmalfarben auszuprobieren. 
Beim Entstehen der Sterne war es mir wichtig, dass die Kinder den Prozess der Reihenfolge erfassen und berücksichtigen. Wann gestalte ich das Gesicht? Warum nähe ich erst und schneide dann die Sternspitzen frei? Das Nähen der 2-lagigen Sternform klappte bei vielen Kindern schon sehr gut. Sicherheitshalber haben wir 2 x umnäht da der Stern ja noch gefüllt wird. Das festigt die Naht und gleicht kleine Nähkurven aus. Das Schließen der Wendeöffnung rückseitig war eindeutig ein Fall für Nähassistenten.



Fazit: Nähen mit Kindern

Ich bin immer wieder überrascht, wie schnell Kinder die Zusammenhänge des Nähens erfassen und sich wünschen selbst „Gas zu geben“. Dieser ersten Euphorie kann Ernüchterung folgen, dass nicht alles gleich so funktioniert wie in den perfekten Gedanken. Hier braucht es Zuspruch und Trost. Hinweise, dass der ganze Nähprozess Training und Übung braucht ist eine wichtige Aufgabe der Begleiter und Kursleiter. 
Die begleitenden Erwachsenen bilden mit den Kindern kleine Teams. Auch das Zusammenwirken will erprobt sein so dass die Kinder Hilfe abfordern, annehmen und daran wachsen. Wie in anderen Lebensbereichen sind Geduld und Ausdauer gefragt. Für die, die dran bleiben ist es eine Sache, die den Charakter bildet und das Leben bereichert.

Ich messe den Erfolg nicht an meinen Siegen, 
sondern daran, ob ich jedes Jahr besser werde.
Tiger Woods