Deshalb hat Beate von siebensachen-zum-selbermachen dieses Thema gewählt und sammelt Stoffspielereien zum Thema Bauhaus.
Das Thema brachte mich dazu, Bücher zum Thema aus meiner Sammlung zu ziehen und darin zu lesen.
Fragen
wie z.B.
Warum und aus welchen Bewegungen entstand das Bauhaus?
Warum in
Weimar?
Ist das reduzierte „aufgeräumte“ Design typisch deutsch?
beschäftigten mich.
Die Geschichte des Bauhauses ist nicht zuletzt wegen dem Jubiläum in vielen
Medien anschaulich dokumentiert. Deshalb schreibe ich kurz etwas zur …
Vorgeschichte.
Um
1900 bemühten sich viele Künstler um Einfachheit. 1908 wurde der Deutsche Werkbund gegründet. Nach dem 1. Weltkrieg beeinflussten die Ideen des Werkbundes die
Gründung des Bauhauses 1919 in Weimar. Wesentliche Forderungen des Werkbundes
nahm später Walter Gropius in sein Programm für die Bauhausgründung auf. Die Rolle
der Künstler (Kunstunternehmer, Kunstarbeiter, Individualkünstler) wurde
überdacht. Werkstättenbewegungen in Dresden und München wurden zur Existenzbasis
für viele Gestalter. Reproduktionszahlen und Funktionalität bestimmten die
Erneuerung von Gebrauchskunst in Zusammenarbeit mit der Industrie. Daraus
folgten allmählich vereinfachte Formgestaltungen. Die neue Kunst ließ
dekorative Elemente weg. Grundtöne, Grundformen und Grundfarben wurden
Gestaltungselemente für die Abstraktion der Realität. Beispiel dafür ist die
Zusammenarbeit von Peter Behrens mit der Firma AEG zur Designentwicklung von
Lampen im neuen geometrischen Stil.
Nach
dem verlorenen Krieg und der Novemberrevolution vollzog sich in Deutschland ein
politisch ökonomisch und sozialer Wandel als Wegbereiter der modernen Kunst.
Das Kunstverständnis änderte sich grundlegend. In Weimar wird Harry Graf Kessler zur Schlüsselfigur der elitären ästhetischen Bewegung. Er war mit Henry van de Velde befreundet. Van de Veldes Leistungen in Weimar (Kunstgewerbeschule
1906, Neubaus Kunstschule 1912) schufen die Grundlage für die Gründung des
Bauhauses. Über van de Velde hatte ich hier bereits geschrieben.
Frauen im Bauhaus
Das
staatliche Bauhaus öffnete 1919 seine Türen in Weimar mit dem Versprechen zur
Aufnahme ohne Rücksicht auf Alter und Geschlecht. Allerdings widersprach diese
Geschlechterkonzeption den Vorurteilen einiger Bauhausmeister. Sie meinten,
Frauen sei eindimensionales Sehen angeboren. Deshalb sollten sie lieber an Flächen
arbeiten. Als Lehrmeister waren Frauen die Ausnahme. Frauen erhielten eine
Klasse für sich: die Weberei.
Bedeutende
Impulse für Industriedesign kamen aus dieser Klasse. Systematische Versuche zu
Materialeigenschaften und eine engere Zusammenarbeit mit der Industrie folgten
in Dessau. Beispielsweise entwickelte Anni Albers einen Stoff, der auf einer
Seite schallschluckend und auf der anderen Seite lichtreflektierend war.
1933
erhielten viele Bauhauskünstler Berufsverbot. Im gleichen Jahr schloss es seine
Türen.
Bauhaus Dessau |
Der Mythos des Bauhaus umfasst real nur eine kurze Episode von ein paar
Jahren. Um so beachtlicher ist, wie die Designs bis in unsere Zeit geschätzt
werden. Kein Film im Modernen Milieu kommt ohne einen Barcelona Chair aus.
Barcelona-Pavillon |
Keine
Frage, die Bauhaustradition lebt. Was macht sie aus? Viele Prinzipien sind uns
vertraut:
- Alles beginnt mit dem Material
- Form folgt der Funktion
- ...
Haus am Horn in Weimar |
Stoffspielerei vom Bauhaus inspiriert
Gerne
folge ich im ganz kleinen Rahmen textilen Beispielen aus dem Nachlass des
Bauhauses. Die Auswahl fiel schwer. Kopien widersprechen den Prinzipien des
Bauhauses. Gewählt habe ich Wandteppiche von Anni Albers als inspirierende
Grundlage.
Anfangs habe ich überlegt, ob ich Farben nach meinen Vorlieben
anpasse. Dann fand ich es aber gerade reizvoll, in die kompetent komponierte
Farbzusammenstellung einzutauchen und möglichst ähnliche Farben zu verwenden. Teppiche
bilden Flächen aus Kett- und Schußfäden. Gewebt bilden die sichtbaren Fäden der
Flächen die Farben. Garantiert sind die Wiedergaben über Fotos bereits
farbverfälscht, das vernachlässige ich. Ich suche geeignete Farben in meinem
Bestand, ein weiterer Kompromiss. Am nächsten kam ich mit Textilien aus der DDR. Graue synthetische Streifen
füge ich ein als Reminiszenz an Experimentierfreude mit Funktionsstoffen.
Reizvoll
fand ich, dass sich die Anordnung der Flächen in Streifen als Nähbasis
zurückführen lies.
Gequiltet
habe ich mit einem speziellen Nähfuss auf der Naht um die entstandenen Flächen
nicht zu teilen. Das funktionierte nur bedingt.
Am
Ende hatte ich einige Streifen (Breite 4,5 cm) übrig und beschloss mit dieser
Auswahl sowie ein paar weiteren Stofresten eine
zweite Kissenfläche zu gestalten. Das hat Spaß gemacht.
Mit dem Farbspektrum
habe ich mich angefreundet. Das war zunächst fremd. Quilten musste nun unbedingt mittig der Flächen sein, das ergab eine Fensteroptik die ich
mag. Nebenbei bemerkt fand ich Quiltlinien nur in eine Richtung auch sehr schön.
Bauhaus-Auswahl in den Medien
Podcastserie
Deutschlandfunkkultur: Frauen im Bauhaus – Anni Albers
Vogue
Artikel: 10 Fakten über Anni Albers – die deutsche Bauhaus-Künstlerin, die bis heute die Mode
beeinflusst
Künste im Exil: Bauhaus
Mode mit der Kunst von Anni Albers – SPRZ NY
Paul Smith widmet Anni Albers eine Minikollektion
Hommage an Josef Albers: die neue „Quilt Collektion“ vonA.P.C.
Gardinen wie abstrakte Bilder: Textilentwürfevon Anni Albers.
Spiegel online: Ausnahmekünstlerin Anni Albers, Ihre Fäden führten in die Zukunft
2019 — das Bauhaus-Jahr in Thüringen
…
Die Stoffspielereien
Mach mit, trau dich, sei dabei! Die Stoffspielereien sind offen für alle, die mit Stoff und Garn etwas Neues probieren wollen. Es geht ums Experimentieren und nicht ums Perfektsein, denn gerade aus vermeintlich „misslungenen“ Experimenten können wir im Austausch jede Menge lernen. Lass dich gerne vom monatlich vorgegebenen Thema inspirieren und zeig deine Ideen dazu.
Jeden letzten Sonntag im Monat sind die Stoffspielereien zu Gast bei einer anderen Bloggerin. Dabei kommen wir ohne Verlinkungstool aus: Schreib einfach einen Kommentar mit dem Link zu deinem Beitrag im jeweiligen Blogpost der Gastgeberin. Sie fügt die Links im Lauf des Tages in ihren Beitrag ein – ganz persönlich und individuell.Bist du nächstes Mal auch dabei?
Die nächsten Termine:
26.05.2019: „Heimat“ bei Nahtlust
30.06.2019: „Afrika“ bei made with Blümchen
29.09.2019: „Miniatur“ bei Feuerwerk bei Kaze
27.10.2019: „Handweben“ bei Schnitt für Schnitt
24.11.2019: (Thema noch offen) bei Nähzimmerplaudereien
Im Juli und August machen wir eine Sommerpause.
Einen Überblick über die bisherigen Stoffspielereien findest Du hier.
Zunächst einmal danke für die Linksammlung am Ende deines Posts. Da werde ich mich noch durchklicken. Spontan dachte ich "oh, wie bunt", aber Farben und ihre Anordnung finde ich sehr stimmig und da du zwei Kissen gemacht hast, kann man schön sehen, welchen Unterschied die verschiedenen Quiltings machen.
AntwortenLöschenLG
Siebensachen
Liebe Ute, das ist ein Thema das mir sehr gut gefällt. Du hast dich so umfangreich eingearbeitet und uns viele interessante Einblicke gewährt. Deine Kissen passen toll zur Aufgabe. Leider schaff ich es zur Zeit nicht auch mitzumachen, obwohl ich große Lust dazu hätte. Aber meine Zeit dafür kommt sicher.
AntwortenLöschenLG eSTe
Sehr coole Kissen!
AntwortenLöschenWenn ich ehrlich bin, könnte ich mich nicht entscheiden, welches ich lieber mag ;-)
Und wie viele Infos du zu Bauhaus zusammen getragen hast! Echt Wahnsinn!
So genau hatte ich mich noch nie damit befasst wie jetzt zu diesem Stoffspielerei Thema :-)
Susanne
Hallo Ute,
AntwortenLöschenDu bist tief ins Thema eingetaucht und hast zwei tolle Kissenplatten gestaltet. Die Farbkomposition ist im ersten Moment gewöhnungsbedürftig, aber das Endergebnis ist wunderbar harmonisch.
Liebe Grüße!
Elke
Oja, das sieht nach einem tollen "verwebten" Stoff aus und dein Kissen ist dir gut gelungen! Die Klarheit der Geometrie überzeugt hier sehr. LG. SUsanne
AntwortenLöschenWow, danke für deine tolle Zusammenfassung! Sehr beeindruckend, sowohl Deine Werke als auch Deine Bauhaus-Büchersammlung. Ich habe viel neues gelernt durch Deinen Beitrag, danke dafür! Liebe Grüße! Karin
AntwortenLöschenDie Bauhaus-Geschichte war kurz, aber prägend, wie Du gut beschreibst. In meiner Heimatstadt fand das Bauhaus eine Art Nachfolger in der "Hochschule für Gestaltung" mit auch ganz geradlinigem Design. Deine Kissenhüllen passen wunderbar zum Bauhaus-Thema, für Stoff bietet sich Patchwork einfach an.
AntwortenLöschenLiebe Grüße
Ines
Du die Farben auf dem Webteppich super analysiert und umgesetzt. Wow! Deine eigene Farbanordnung finde ich sehr fröhlich und gelöst. Liebe Grüße!
AntwortenLöschenDanke für deinen ausführlichen Beitrag! Es ist manchmal gar nicht so leicht, außerhalb seiner eigenen Farbvorlieben zu arbeiten, aber dein großer Stoff-fundus gibt es ja her und das Ergebnis überzeugt. LG Christiane
AntwortenLöschenLiebe Ute, das sind viele Informationen, die Du da zusammengetragen hast und ich habe so einen schnellen, gut lesbaren Einblick bekommen! Danke dafür!!! Deine Kissen gefallen mir total gut, besonders das aus den Resten entstandene Kissen entspricht genau meinem Beuteschema ;o)
AntwortenLöschenLiebe Grüße an Dich von Katrin
Ganz feiner Beitrag.Toll.Das ungesteppete Kissen ist mein absoluter Favorit !
AntwortenLöschenViele Grüße, K.
Deine Analyse hat mir sehr gut gefallen.Finde es auch immer schwer die Farben genau zu bestimmen und in die passende Reihenfolge und Form zu bringen.Danke für den ausführlichen Beitrag, werde es beim Maßanzug meines Mannes direkt mal probieren.Jana
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