Vielleicht ist nicht jede Reparatur für beliebige Anlässe geeignet und manchmal gehört auch etwas Mut und Gewöhnung dazu, etwas sichtbar repariertes offen außer Haus zu tragen. Die Vouge schreibt am 22.04.2020: Ausbessern hat noch nie so gut ausgesehen.
Bevor ich Euch meine Reparaturen zeige erst mal die Links der anderen Stoffspielerinnen, die etwas repariert haben:
- Tyche zeigt eine kleine Sashiko-Reparatur und lässt sich von den ntshak, (Frauentanzkleider der Bakubamit) zu einer Reparatur-Gestaltung inspirieren
- Ute von Textile Werke zeigt vielfältige Reparaturen mit ansprechender Gestaltung: Jeanshosen von Mann und Frau, T-Shirt und einen Wollpullover
- Martina von Machwerke zeigt uns ein Garnschatzkästchen und mehrere Reparaturen dezent am Männerpullover und bunt an der Sporthose
- Christiane von Schnittfuerschnitt zeigt uns eine kleine feine Hosenreparatur mit der Nähmaschine und verlängert 2 T-Shirts
- Kerstin von stoffnotizen trennt Bünchen ab und appliziert ihr oft getragenes Lieblings-Sweatshirt durch applizierte Ripsbänder
- Elvira von zwisch-en-durch zeigt uns mehrere Jeans-Reparaturen mit verschiedenen Applikationen und wartet schon auf das nächste Loch
- Gabi von madewithbluemchen.at nimmt krankheitsbedingt nicht teil. Sie zeigt uns einen Gastbeitrag: Annabella hat ein löcheriges Shirt mit umstickten Kreisen wieder tragbar gemacht
- Clara von bimbambuki verweist auf mehrere vorangegangene Reparaturen und verlängert die Nutzungsdauer ihrer Studio-Hose durch eine weitere Flickenlage
- Mirella repariert ihre Jeanshose an den Pocket-Taschen hinten durch eine offenkantig aufgesteppte Fläche
- Auf dem Blog petersilieundco .wird mit den durch Auftrennen entstandenen Stücken einer Lieblingsjeans experimentiert. In Kombination mit gemusterten Stoffen und verschiedenen Stichen entstehen neue Stoff-Stücke
- Loulou von : https://loulouswelt repariert eine Bluse durch Häkelblumen- und Häkelbandapplikation
Das Thema ist vielseitig wie die verlinkten Beiträge. Inzwischen gibt es viele Bücher zum Thema. Hier eine kleine Auswahl aus meiner Bibliothek:
Ich beschränke mich heute auf Denim / Jeans und verwende Boro und Sashiko-Stiche als dekorative Reparatur-Techniken. Um das Zusammenspiel von Denim, diversen Garnen und Nadeln zu testen habe ich zuerst mit kleinen Stücken experimentiert. Beispielsweise habe ich kleine Stoffstücke aus meinem Vorrat offenkantig etwas überlappend mit Büroklebestift auf Jeansstücke geklebt. Dauerhaft verbunden sind die Lagen durch Vorstiche. Weil man dafür keine Vorlage benötigt ist das ein entspantes Nadeln bei dem man eigentlich nichts falsch machen kann. Aus den Stücken sind Täschchen entstanden.
Steigern lässt sich dieser Prozess durch ein Muster. Dafür habe ich ein anderes Jeansstück rückseitig mit einem Raster im Abstand von 5 mm markiert. Kugelschreiber hat sich dafür am besten bewährt. Für die Hitomezashi-Sashikomuster (Rasterzählmuster) ist es praktisch, dass es verschiedene Kugelschreiberfarben gibt. Im Buch "Patchwork & Sashiko" von Susan Briscoe sind die Muster der japanischen Stepptechnik für Schablonen und Zählmuster enthalten.
Tückisch bei Jeansstoffen heutzutage ist der Stretch-Anteil. Ist diese Funktion nicht wichtig braucht die Reparaturlage auch keinen Stretch. Beispielsweise bei eng anliegenden Hosen macht es Sinn, über die Eigenschaften der Lagen und des Absteppmusters nachzudenken. Möglich sind Bügelvlies, wasserlösliches Vlies und Stoffstücke zum Hinterlegen oder aufnähen mit oder ohne Absteppen.
Leider gehen Jeanshosen nicht (zuerst) an Stellen kaputt, die stylisch mit einem bunten Flicken repariert werden können. Vorher zeigen sich fadenscheinige Stellen an den Reibepunkten der Oberschenkel. Diese Reparatur(en) habe ich Ton in Ton ausgeführt. So wird es auch in diesem Buch empfohlen.
Die Innen-Naht der Hose habe ich aufgetrennt weil es sich leichter nadelt. Obendrein habe ich auch etwas ausgelassen. Absteppen kann zu Schrumpf-Effekten führen. Ein versäubertes Jeanstück ist mit Büroklebestift fixiert. Ein 5-mm-Raster ist aufgezeichnet. Ich verwende eine lange Sashikonadel und Perlgarn. Mitten im Absteppen kam mir der Gedanke, dass ich den Verlauf des Absteppgarns innen so laufen lassen kann dass es den Stretch nicht beeinflusst und außen das gewählte Muster entsteht.
Vorne habe ich Blaudruck-Flicken und karierte Hemdstücken aufgesteppt. Die Blaudruckstücke sind im Schrägschnitt aufgelegt weil so ein Stretcheffekt entsteht. Die Kanten sind nach innen umgelegt. (Foto oben)
Eine andere Jenshose die ich gerne trage ist an gleicher Stelle mit vergleichbarer Technik repariert. Ein 40er Baumwollgarn ergab eine solide dezente Struktur. Die schadstelle kann ruhig etwas plüschen und bekommt vielleicht nebenan Gesellschaft.
Die geöffnete Naht war Gelegenheit, weitere dünn gewordene Stellen zu verstärken.
Zwei nahezu ovale Stücke sind innen mit Büroklebestift fixiert. Mit Multicolor-Perlgarn ist ein Kakiblütenstich (Raster-Zählmuster) in eine Richtung als verbindende Steppnaht ausgeführt. Jetzt ist die Hose wieder solide nutzbar. Ich mag die neuen Stich-Strukturen. Das Garn habe ich hier schon mal für Boro benutzt.
Eine weitere Jeans-Hose möchte ich mit einem Sashiko-Kreisbogenmuster bedecken und mit Blaudruckstoff verlängern (folgendes Foto im Hintergrund). Das Projekt stagniert gerade weil sich das von mir verwendete Garn seit einem ruhenden Nähkurs zum Thema in der VHS befindet. Ich zeige es später mal.
Wichtig beim Reparieren von Jeanshosen sind gute spitze Nadeln mit einem Öhr gerade groß genug für das Garn, das verwendet werden soll. Es empfielt sich, vor Beginn die Nadel mal ohne Faden auf und ab aufgereiht durch den Stoff bzw. die Lagen zu führen. Dann bekommt man schon ein Gefühl dafür wie der Reparaturprozess sich anfühlen wird.
Die Garnauswahl richtete sich bei mir nach Beanspruchung der Flächen. Für dekorative Täschchen oder Wohn-Accessoires kann man Häkel- oder Klöppelgarn verwenden. Für Hosen hatte ich Gerne die vielleicht mal ein Schuster verwendet hat. Lange konnte ich mir keine Verwendung dafür vorstellen. Sternzwirn habe ich auch für Hosen verwendet. Stickgarne sind weniger geeignet da nur leicht gedrillt.
Die für sichtbare Reparaturen verwendeten Techniken finde ich sehr entspannend. Deshalb sind mehrere Täschchen und Buchumschläge entstanden als Experimente zum Zusammenspiel von Materialien, Schablonen und anderen Hilfsmitteln.
Unendliche Möglichkeiten für jeden Style und viele Vorlieben von Handarbeiten sind für sichtbare Reparaturen nutzbar. Hier noch ein paar aus meinem Blogarchiv:
- Reparatur Kinder-Jeanshose mit der Nähmaschine
- Reparatur Jeans-Hose durch Absteppen mit der Nähmaschine
- Hinterlegte Jeans-Reparatur mehrfarbig ähnlich Boro
- Stoffspielerei mit Lochflickerei im Boro-Stil (Kinderhose)
- Maschinenstopfen mit dem Stickmodul (Kinderhosen)
- Kinder-Jeanshose mit Sternen
- Jeans-Hose mit Reverse-Stickerei
- Loch und Löcher (Tischdecke)
Die Stoffspielereien
Mach mit, trau dich, sei dabei! Die Stoffspielereien sind offen für alle, die mit Stoff und Garn etwas Neues probieren wollen. Es geht ums Experimentieren und nicht ums Perfektsein, denn gerade aus vermeintlich „misslungenen“ Experimenten können wir im Austausch jede Menge lernen. Lass dich gerne vom monatlich vorgegebenen Thema inspirieren und zeig deine Ideen dazu.
Jeden letzten Sonntag im Monat sind die Stoffspielereien zu Gast bei einer anderen Bloggerin. Dabei kommen wir ohne Verlinkungstool aus: Schreib einfach einen Kommentar mit dem Link zu deinem Beitrag im jeweiligen Blogpost der Gastgeberin. Sie fügt die Links im Lauf des Tages in ihren Beitrag ein – ganz persönlich und individuell.Bist du nächstes Mal auch dabei?
Die nächsten Termine:
31.05.2020: „Blumen“ bei Petersilie & Co
28.06.2020: „Monogramme“ bei made with Blümchen
Juli: Sommerpause
August: Sommerpause
27.09.2020: "Texturen aus der Natur“ bei Schnitt für Schnitt
25.10.2020: „Textile Behältnisse“ bei Feuerwerk by kaze