Thema der Stoffspielerei heute sind Stoffschichten. Das passt hier denn damit spiele ich sehr gerne.
Chenille oder Reverse-Applikationen waren schon Thema der Stoffspielerei. Es ist immer erfreulich, wenn man einen Grund hat, nach speziellen Techniken mit Stoff zu spielen. Heute zeige ich 2 Beispiele mit der Technik "Lagen nähen und schneiden".
Die Beispiele entstanden als Vorbereitung von Nähkursen mit solchen Themen 2017 und 2019. Im ersten Kurs 2017 haben wir kombinierte Lagen mit Handstichen gestalterisch fixiert, mit Textilfarbe gestaltet und ausgewählte Bereiche geschnitten. Im 2. Kurs ging es hintergründig um die Bewältigung mehrerer elastischer Lagen mit der Nähmaschine sowie gestalterische Möglichkeiten durch Schneiden. Auf Pinterest sind Fotobeispiele dieser Kurse versammelt. Es ist immer wieder faszinierend, wie sich Techniken durch individuelle Aneignung verändern und auch unterscheiden. Spezielle Vorlieben und Fertigkeiten fliesen ein, es gibt überspringende Anregungen, Experimente und Erfahrungen im Prozess. Schaut selbst hier.
Die Verwendung mehrer Lagen verändert die Eigenschaften. Gestapelt sind die Materialien fester und sperriger. Das kann man sich zu nutze machen wie z. B. bei Patchwork als wärmespendenden Effekt.
Zur dauerhaften Fixierung der Lagen verwendet man am besten Nadel und Faden. Nähmaschine kann auch nützlich sein, bedarf allerdings Erfahrungen bei der Verwendung der benutzten Materialien, insbesondere mit Elastizität (Jersey). Die Verbindung der Lagen mit Nadel und Faden, bei Patchwork absteppen (quilten) genannt ist eine gestalterische Option.
Eine zusätzliche Möglichkeit der Gestaltung ist, ausgewählte Bereiche aufzuschneiden um die darunter liegenden Lagen sichtbar zu machen.
In Kombination der Techniken ergeben sich hier unendliche Möglichkeiten.
Schwierig empfinde ich immer das Zusammenstellung geeigneter Materialien / Lagen in Kombination. Hier ist Auswahl vorteilhaft. Es kann passieren, dass sich mit den verwendeten Materialien der gewünschte Effekt nicht oder anders einstellt. Beispielsweise rollt sich Jersey an der Schnittkante am liebsten dann wenn man es nicht möchte.
Shirt mit Stoffmanipulation
Anwendung fand eine mehrlagige Stoffmanipulation an einem Jersey-Shirt nach Grundschnitt. Verfügbar hatte ich nur gefärbten Viskosejersey, ein Kompromiss ...
Vorbereitet ist das Vorderteil mit Abnähern und verstürztem Halsauschnitt, ein gezielt überdimensionierter Beleg hinter dem farbige Lagen platziert werden. Am Armausschnitt darf er gerne noch überstehen. Rückseite/innen:
Die Zwischenlagen sind bei mir von beliebiger Größe und ragen absichtlich nicht bis zur Nahtzugabe. Fixiert sind die Stücke mit Büroklebestift. Das erspart Stecknadeln bzw. Heften und wäscht sich später einfach raus. Auch mit der Nähmaschinennadel hatte ich diesbezüglich keine Probleme.
Ein Karomuster ist mit Schneiderkreide, alternativ Seife, aufgemalt. Abgesteppt ist mit Nähmaschine. Ein kleiner Zick-Zack-Stich ist elastisch. Oberstofftransport ist vorteilhaft. Wählt man den Nähbeginn geschickt braucht man weniger Fäden zu vernähen.
Schneiden ist spannend und letztendlich auch Geschmackssache. Es müssen nicht alle Karos geöffnet werden. Ansonsten kann man Kreuze schneiden oder gestaffelt Bereiche entfernen. Fixierungen der Schnittbereiche oder Perlenschmuck wären auch möglich. Durch die zufällige Platzierung gibt es Bereiche, die darunter nicht flächig decken, die schneide ich einfach weg (a). Ausversehen habe ich einen Bereich neben dem Brustabnäher, der nicht hinterlegt ist (b). Auch kein Problem: (c) Ich kleben ein Stückchen dahinter und nähe es von Hand unter der Zick-Zack-Naht fest.
Fertig sieht das Shirt so aus. (Viskose zeigt gnadenlos jede Wölbung).
Tuch aus mehreren Textil-Lagen mit offener Textur
Mit Farbanregungen aus dem o.g. Buch und Experimentierfreude habe ich Zutaten für ein Tuch gestapelt.
Eine meiner Lagen ist nicht elastisch, das empfehle ich nicht weiter denn es erschwert das gleichmäßige Absteppen. Etwas Quilterfahrung ist nützlich. Späteres Schneiden bringt Entspannung in verschobene Lagen.
Übrigens habe ich das große Stück für das Tuch zwar gestückelt, aber nicht aneinander genäht. Die Lagentechnik brachte mich auf die Idee, einfach zu überlappen. Durch das Steppraster kommt alles zueinander. Stückelnähte wären eher störend. Besonderheit ist die offene Schnittkante unten (1.Foto). Ein interessanter Effekt der auch das Nähen erleichtert.
Benutzt und gewaschen sieht es so aus. Das türkise grobe Viskose-Gewebe rieselt immer noch aus.
Die Sammlung der Beiträge findet ihr auf dem Blog bei Stoffnotizen. Vielen Dank für das tolle Thema.