Frifris hat für die Stoffspielerei* das Thema “Löcher” ausgewählt, ein vielfältiges Thema, denn in Textilien kann man zur Gestaltung welche rein machen oder ungewollte mehr oder weniger dekorativ schließen.
Als Beispiel zeige ich das Schließen von Löchern in der Lieblingshose meines Enkels (7).
Frage: Woran erkennt man eigentlich Lieblingshosen?
Antwort: An den Löchern.
Die Hose wurde zur Lieblingshose weil ein Gummizug sie am Bund hält. Das ist praktisch bei Gängen zum Örtchen im aller-aller-letzten Moment, in denen keine Zeit mehr ist, hüpfend einen Knopf zu öffnen.
Ich vermute, das ist ein wichtiger Grund, weshalb sie bei der allmorgendlichen Auswahl oft den Zuschlag bekam. Auf jeden Fall macht es für mich Sinn, die Hose wieder spiel- und sandkastentauglich instand zusetzen.
Inzwischen habe ich herausgefunden, dass die Methode, die ich zur Reparatur angewendet habe schon sehr alt ist, aus Japan kommt und Boro heißt. Wörtlich übersetzt bedeutet es Lappen oder Stofffetzen und wird für Kleidung verwendet, die (viele Male) geflickten bzw. repariert wurde. Es gibt Stich-Muster mit verschiedenen Namen (ich habe simple Vorstiche verwendet). Es entstanden immer einmalige Stücke, die Generationen begleiteten und sich durch weitere Schichten veränderten.
Ich weiß nicht, ob die Hose, die ich repariert habe an spätere Generationen unserer Familie weitergereicht werden wird. Ich wollte die Technik sinnvoll und zeitgemäß auszuprobieren.
Die Hose hatte auf Kniehöhe Schlitze unterhalb von Doppelnähten aus denen die Hosenvorderteile zusammen gesetzt sind. (Leider gibt es kein Kaputt-Foto).
Für die Reparatur habe ich passende Jeansstücke zugeschnitten, mit der Overlock versäubert und mit Klebestift hinter die strapazierten Bereiche geklebt. Kappnaht-Reste habe ich entfernt, so dass immer nur 2 Lagen zu durchstechen waren. Das gewählte Baumwoll-Multicolor-Garn war eine Herausforderung. Da es sich um ein Häkelgarn handelt ist es stärker gedrillt als Stickgarn. Das macht sich bemerkbar beim Einfädeln und erfordert eine entsprechende Nadelöhr-Größe. Es ist ratsam, Nadel und Faden erst mal probehalber durch die Lagen zu ziehen, um eventuell anderes Garn & Nadel zu wählen, das leichter gleitet. Um besser an die Reparaturstellen zu kommen habe ich die Hosenbeine aufgerollt. Die erste Runde stichelte ich links um den hinterlegten Flicken, die Fläche von rechts.
Die Reparatur dauerte einen Fernsehabend, also nicht so lange wie mancher schätzt. Mir gefällt das Ergebnis mit dem starken Verlaufsgarn auf dem verwaschenen Blau.
Der dunkle Bereich auf jedem Knie von der Kappnaht erinnert an ein Grinse-Gesicht wenn die Hose getragen wird. Und sie wird getragen und strapaziert, seht selbst:
Eine andere Boro-Reparatur mit Garn in mehreren Farben habe ich hier vorgestellt.
“Loch und Löcher” waren bereits im Oktober 2014 bei Karen Thema für die Stoffspielerei. Die monatliche Stoffspielerei ist eine Aktion für textile Experimente. Sie ist offen für alle, die mit Stoff und Fäden etwas Neues probieren möchten. Der Termin soll Ansporn sein, das monatlich vorgegebene Thema soll inspirieren. Jeden letzten Sonntag im Monat werden die Links mit den neuen Werken zwecks Erfahrungsaustausch gesammelt.
Was habe ich Löcher in Jeanshosen geflickt und die Hosen sahen immer "repariert" aus. Die Idee gefällt mir. Hoffentlich fällt sie mir wieder ein, wenn ich dann die Enkel-Hosen flicke (meine Kinder sind endlich aus dem Hosen-Kaputt-Mach-Alter raus..)
AntwortenLöschenLiebe Grüße
Ines
Hach, sehr toll sieht das aus. Das werde ich ab sofort auch so machen! Fast freue ich mich auf das nächste Hosen-Loch :)
AntwortenLöschenEine sehr schöne und effektvolle Lösung! Und bestimmt fällt der Junge jetzt weicher auf die Knie :-)
AntwortenLöschenLG Judy
Wow - das sieht klasse aus und werde ich bei einer meiner kaputten Jeans auch mal versuchen! Hoffentlich wird das was, denn diese Jeans mag ich auch gerne. Eine tolle Idee und wunderhübsch umgesetzt. Kunst am Knie! :-)
AntwortenLöschenLG. Susanne
Super, dass Du Löcher schließt, und so wunderhübsch noch dazu! Ich dachte nur ans absichtlich Löcher Machen: Das hat in diesem Fall etwas Lustvolles für mich, das dem Löcher stopfen bisher völlig abgegangen ist. Aber wenn ich mir Deine schöne Kunststopferei so anschaue... Ich glaube, ich habe da eine Kandidatin, eine toll passende absolute Lieblingsjeans, die ich wegen Riss am Knie nicht mehr anziehen mag... Sie kommt jetzt sofort auf den Stapel der Sachen zum Überarbeiten! Danke für die Inspiration!
AntwortenLöschenLiebe Grüße, Gabi
(Oh, und wow! Ich seh gerade, dass ich in Deiner Blogliste hier rechts angeführt bin! Welch Ehre, wie toll, ich freue mich gerade unheimlich! Vielen Dank dafür!!!)
Das ist echt superschön geworden und ich könnte mir vorstellen, das daraus später die Sashiko-Geschichte entstanden ist, wo man dass dann als Muster gemacht hat.
AntwortenLöschenGeflickt werden mußte immer und so sieht das echt edel aus.Ist das ein altes Häkelgarn? die sind ja sehr stabil.Das Enkelkind ist sicher total glücklich.
Viele Grüße Karen
Ja, das Garn ist schon alt, deshalb fehlt leider die Beschriftung mit Angaben zur Stärke. Es ist dicker als Klöppelgarn.
LöschenWunderbar, das ganze Potential des 'schönen Flickens' mit den regelmäßigen Stichen. Mein Sashiko-Garn aus Japan ist kaum gedrillt, vielleicht ist das ein Unterschied bei der Handhabung? Aber deins ist nun sicher haltbarer.
AntwortenLöschenFrage - Antwort ....Vollltreffer! Was hab ich gelacht. Es stimmt! Und die Art und wEise des Flickens kannte ich noch nicht. Danke!
AntwortenLöschenAbsolut schön, auch die Abnäher am Knie spielen in dem Konzert der Strukturen und Blautöne mit. Eine wunderschöne Flicklösung!
AntwortenLöschenDas sieht ja klasse aus... ein richtiges Designer Stück. Würde mir an meiner Jeans auch gefallen.
AntwortenLöschenLG
Christine