Heike von HB Quilting hat
mich eingeladen, am „blog hop around the
world” teilzunehmen. Letzte Woche hat sie einen Einblick
in ihre Patchwork-Welt gegeben.
Auf der Reise rund um die Welt folgt heute einen
Zwischenstopp in Thüringen. Gerne beantworte ich Fragen rund um Patchwork in
meinem Leben. Einleitend zu allen Fragen passt ein Zitat vom Landsmann Goethe:
Alles, was uns begegnet, lässt Spuren zurück.
Alles trägt unmerklich zu unserer Bildung bei.
Quelle: Wilhelm Meisters Lehrjahre VII, 1
Wer bist du und
was machst du so?
Ich bin immer auf der Suche nach Zeit zum Handarbeiten
damit die Ideen, die in meinem Kopf umher geistern real entstehen. Außerdem sammle ich Handarbeitsliteratur.
Geboren in Schmalkalden, aufgewachsen in Springstille,
10-Klassen Schule, Lehre als Dreher, Studium als Technologe der
metallverarbeitenden Industrie, Zusatzstudium als Arbeits- und
Brandschutzinspektorin (heißt heute Sicherheitsingenieur).
Seit 1990 bin ich freiberuflich tätig in Sachen Buchführung und Hausverwaltung
mit Büro zu Hause.
Seit letzter Woche bin ich 25 Jahre verheiratet, zwei Söhne gibt es,
inzwischen auch 1 Enkel (6) der mir gerne an der
Nähmaschine assistiert und am liebsten immerzu selbst mit der Hand das Pedal
der Nähmaschine bedienen würde. Wenn er zu Besuch ist kontrolliert er, ob ich
genug volle Spulen vorrätig habe und spult selbstständig welche voll.
Seit 2 Jahren betreue ich eine Ferienwohnung (ELW in unserem Haus). In
Personalunion bin ich dort Innenarchitekt, Hausmeister, Empfangsdame und
Zimmermädchen.
Meine 2. Leidenschaft ist fotografieren. Einige haben
schon meinen Foto-Blog gefunden. Aktuell
bin ich mitten in Vorbereitungen für eine Fotoausstellung.
Wie bist Du zu
Patchwork & Co. gekommen?
Meine Omas haben genäht, gehäkelt und gestrickt. Schon
bevor ich die Schule besuchte faszinierten
mich Handarbeiten und ich durfte Wollreste und Häkelnadeln verwenden. Die
verfügbare Nähmaschine war manuell mit Tretpedal. Weil ich das nicht
beherrschte habe ich ausgesonderte Kleidung zum Nähen vorbereitet und meine Oma
beim Nähen navigiert. Jahre später überraschten mich meine Eltern mit einer
Nähmaschine. Zufällig waren sie gerade bei Anlieferung in einem
DDR-Haushaltswarenladen anwesend und haben kurz entschlossen eine
Veritas-Nähmaschine mitgebracht. Nach mehr als 30 Jahren hat sie 2011 ihren
wohlverdienten Ruhestand angetreten.
Oft habe ich Kleidung aus Weihnachts-Paketen von „Tante Alma aus
Stuttgart“ geändert und umfunktioniert. Mein erstes Patchwork war eine Bluse
für die ich Baumwolle von
Schwesternschürzen neu zusammen gestückelt habe. Das ist nun schon ewig
her …
Da Patchwork traditionell eine Technik der
Wiederverwendung ist und obendrein unendliche Gestaltungsmöglichkeiten bietet
kam ich daran nicht vorbei. Zunächst habe ich kleine Sachen wie Beutel,
Taschen
und Kissenbezüge
zusammengesetzt bevor ich eine erste
Decke genäht habe nach diesem Video.
Woran arbeitest Du
zur Zeit?
Meistens habe ich gleichzeitig
etwas zu häkeln, etwas zu sticken und etwas zu nähen angefangen. Mein
aktuelles Nähprojekt ist Flickentechnik von aufgetrennten Jeanshosen. Mit
kleinen Schritten geht es voran so dass ich guter Dinge bin, dass die beiden
Sessel (Erbstücke) noch dieses Jahr wieder benutzt werden können. Armlehne und Beine werden später weiß überstrichen.
Mein Unterwegs-Projekt ist eine Granny-Häkeldecke. Die
soll gar nicht so schnell fertig werden damit ich immer ohne zu überlegen etwas
Handliches fürs Wartezimmer … mitnehmen kann.
Abendprojekt ist Alabama-Chanin.
Genau genommen sind es Vorstiche zum Verbinden von Schichten wie auch bei
Quilts üblich. Ein Pullover ist fertig. Weil ich die Stichelei vermisst habe
sticke ich gerade an einem passenden Loop dazu. Ich habe 3-schichtig vorbereitet und überlege, ob ich auch "hinten" aufschneide. Zweischichtig mit echten, unterschiedlich großen Löchern übereinander wäre auch eine Möglichkeit, die direkt zum Thema der nächsten Stoffspielerei führt.
Wie entsteht der
kreative Prozess?
Wie bei Anderen ist es ein Cocktail aus Eindrücken von
Farben, Mustern und Dingen aus Büchern, von Blogs, Fotos und aus
dem Alltag … vermischt mit Stoff- und
Materialvorräten sowie Techniken, die ich beherrsche oder die ich gerne mal
ausprobieren möchte. Schon vor dem Computerzeitalter habe ich Ideen in Büchlein
skizziert; aktuell sind es Fotos und Skizzen mit Notizen. So manches ist im
Kopf noch nebulös und klart sich dann Schritt für Schritt mit der Umsetzung
auf. Ein bisschen Spielraum bei der Umsetzung habe ich gerne. Mit verschiedenen Wunschprojekten im Kopf passiert es mitunter auch, dass
alles eine andere Richtung bekommt wenn neue Eindrücke, Erfahrungen oder
Materialien dazu kommen. So manche Idee spaltet sich auch in Material- und
Farb-Varianten auf von denen die eine oder andere nicht so schnell fertig wird (oder nie entsteht).
Wenn ich Stoffe und Materialien sehe habe ich oft gleich
eine Idee zur Verwendung. Ich berücksichtige, ob ich so etwas benötige
und gestalte so, dass es sich an einen bestimmten Platz optisch und farblich einfügt.
Meistens gehe ich pragmatisch an ein Projekt. Funktion soll sich dem Design
unterordnen und es soll solide werden damit es benutzt und gepflegt/gewaschen
werden kann. Ich mag funktionale Details und widme dieser Vorliebe auch Zeit
beim Nähen.
Beim Zuschneiden bin ich oft zögerlich und sorgsam weil
ich denke, irgendwann fehlt mir ein Fitzelchen dieses Materials. Da kann ich
nicht aus meiner Haut, ist sicher meine Prägung als DDR-Kind und
generationsbedingt.
Gelegentlich nähe ich Geschenke, dazu
schreibe ich mal separat, denn ich denke dabei ist vieles mehr als handwerklich-nähtechnisches zu berücksichtigen.
Wie ist Dein
großer Patchwork-Traum?
Mein Traum ist eine moderne Patchwork-Decke im Stil von Yoshiko
Jinzenji. Traditionsgemäß möchte ich Stücke
regionaler Haushaltswäsche (z.T. bestickt) so integrieren
dass sich blumige Muster auflösen und grafisch werden. Vorher möchte ich
noch Nähtechniken trainieren und mein Gespür zur Kombination von Farben und
Formen schulen (mit einer Dear Jane).
Material habe ich u.a. für einen speziellen Quilt aus
Baumwollschürzen vorrätig. Derzeit besteht mein dafür favorisiertes Muster aus Dreiecken in bunt und
weiß nach einer effektiven Nähtechnik. Die Darstellung unten ist nur Orientierung zum Schürzenvorrat, sicher reichen 3 Schürzen für eine Decke.
Endlich mal möchte ich Maschinenquilten üben und Umgang mit dem Obertransport-Fuß; wenn
Gelegenheit ist fehlt mir immer die Geduld und ich verbinde die Schichten durch
Nähen oder von Hand.
Hier endet die Rundreise auf meinem Blog, Danke für’s Durchhalten.
Die Reise wird am 10. November fortgesetzt durch Beate von Siebensachen-zum-Selbermachen.
Auch sie beantwortet die Fragen rund um Patchwork. Ich bin schon gespannt, wenn
sie uns hinter ihre Kulissen schauen lässt.