Auch 2018 organisierte die
Volkshochschule Suhl mit viel Engagement einen Talentcampus für Kinder aus Suhl
und Umgebung. Das Projekt startete am 23.06.2018 mit einem
Eltern-Informationstag im Heinrichser Rathaus. Workshops wurden vorgestellt und organisatorischen Informationen präsentiert.
Im Mittelpunkt dieser
aktiven Feriengestaltung steht nicht nur das reine Freizeitvergnügen. Auch die
kulturelle Bildung soll nicht zu kurz kommen. Unabhängig von der sozialen
Herkunft soll jeder junge Mensch bestmögliche Bildungschancen erhalten. Mit dem
Programm „Kultur macht stark. Bündnisse für Bildung" fördert das Bundesministerium
für Bildung und Forschung außerschulische Angebote der kulturellen
Bildung. Gestärkt werden sollen Selbstmotivation, Leistungs- und
Verantwortungsbereitschaft junger Menschen. Durch aktive Beschäftigung mit
Kunst und Kultur erleben die jungen Menschen persönliche Wertschätzung.
Motto für die Ferienwoche
vom 09. bis 13. Juli 2018 war
"tierisch-creativ im
Sommer“
In Zusammenarbeit mit dem Suhler Tierpark
und der Dombergschule Suhl hatten Kinder
vielfältige Angebote, selbst tierisch kreativ zu werden. Die Möglichkeiten
unmittelbar im Tierpark waren grandios. Workshops mit breit gefächerten Themen
standen zur Wahl.
Workshops
Ernährungsdetektive lernten
mit Tierprodukten, Obst, Gemüse und Getreide richtig umzugehen, stellten Rezepte
zusammen und bereiteten danach Gerichte zu.
Die bunte Welt der Schmetterlinge - Anja
Zimmermann
Umweltdetektive erforschten
den Lebensraum von Schmetterlingen und Insekten. So erfuhren Sie, was man von
Insekten lernen kann.
Wo sich auch Hummeln gerne tummeln - Herrmann
Oehring
Hier ging es um Pflanzen für
einen naturnahmen Garten mit Düften, Farben und Formen. Kinder kreierten eine
„Speise-Tafel" für Insekten – vom Anlegen einer Blumenduftstraße bis zum
fertigen Hummelhotel
Kinder brachten Erlebnisse
mit Tieren als kleine Geschichten zu Papier:
mit Wörtern oder als gemalte
Bilder. Aus den schönsten Geschichten und Zeichnungen entsteht ein kleines
Kinderbuch.
In diesem Workshop entstand
eine App für und über den Suhler Tierpark.
Für Hobby- und
Freizeitknipser standen viele Tier-Modelle zur Verfügung. Fotoshootings in
Bereichen, die Besuchern nicht immer zugänglich sind und Profi Tipps ließen beeindruckende Tierfotos
entstehen.
Filmkameras begleiteten alle
Workshops, Interviews wurden geführt. Am Ende der Woche staunten alle über die
umfassend kurzen und knappen Einblicke, die die besten Momente als Film
archivieren.
Nähinteressierte Kinder
lernten mit der Nähmaschine umzugehen. Sie nähten tierische Handpuppen nach eigenen Entwürfen sowie Wimpelketten als Schmuck für den Tierpark.
Ziel jedes einzelnen
Workshops war es, abschließend eine Präsentation der tierischen Kreationen zu
zeigen.
Einblicke in
die Nähwerkstatt
Bereits zum 3. Mal durfte ich den Näh-Workshop vorbereiten und betreuen. Nach wie vor ist der Nähkurs sehr beliebt, einige
Teilnehmer kenne ich aus vorangegangenen Kursen.
3 Nähprojekte mit
flexiblem Gestaltungsspielraum habe ich vorbereitet, getestet und
entsprechendes Material besorgt:
Unsere
Nähwerkstatt war im Werk-Raum der Dombergschule Suhl untergebracht.
Verschiedene Arbeitsbereiche im Raum konnten unsere Kursteilnehmer ständig
nutzen:
- Stoffdepot mit bunten Stoffen, Bettwäsche und Mischgewebe-Hemden
- Zuschneidetische im Vorraum
- 2 Tische mit 4 Nähmaschinen
- Textilmalbereich im Nebenraum
- Handnäh- und Beratungstisch(e)
So gab es
immer mehrere Möglichkeiten, um Nähprojekte zu gestalten und fertig zu stellen.
Besondere
beliebt war der Bereich mit den elektrischen Nähmaschinen. Wartezeiten wurden
genutzt, um sich gegenseitig zu inspirieren und zu helfen. Der Einsatz von Second-Hand-Textilien ermutigte
zu Experimenten mit Textilfarben, Bastelfilz und Nähmaschinen. Bei der Auswahl
von geeigneten Stoffen für Tier-Handpuppen
besprachen wir die Eignung der Textilien, die Reihenfolge zur Gestaltung des
Gesichtes und wie Ohren aussehen sollen. Alle Teilnehmer haben eine Handpuppe
passend zur Größe ihrer Hand genäht und gestaltet, einige zusätzlich
Fingerpuppen.
Da Wimpelketten zurzeit
bei diversen Festen als Schmuck für draußen beliebt sind nähten wir Wimpel für
den Tierpark. Solche Dreiecke sind gut geeignet, um etwas Besonderes zu
gestalten. Warum nicht mal mit einem Tiergesicht oder Pizzastücke für das Tierpark-Bistro.
Besonders phantasievoll sind Wimpel aus Textil-Farb-Experimenten ohne
bestimmten Gestaltungsplan. Man muss der Phantasie und dem Pinsel auch mal
freien Lauf lassen …
Die Begeisterung zum Nähen der Wimpel hielt nicht bis Freitag an. Bereits
Dienstagnachmittag wollten sie Kinder nur noch eines nähen … (* später mehr
dazu).
Weshalb war die Wimpel-Näh-Euphorie relativ schnell zu Ende?
Nachträgliche Gedanken meinerseits mutmaßen folgendes:
- Die Wimpel konnten
nicht als genähte Stücke mit nach Hause genommen werden.
- Die seitlichen
Nähte am Schrägschnitt und das Wenden an der Spitze erfordern Geduld und etwas
Näherfahrung.
- Das Wenden ist
leichter gedacht als getan, auch hier braucht es Geduld und Ausdauer
Das Komplettieren der Wimpel als Ketten konnte ich einer
Kursteilnehmerin übertragen, die schon Wiederholungs-Erfahrung hatte. Sie nähte
eigenständig, schaute gelegentlich, wo Hilfe erforderlich und was
noch fertig zu stellen war.
Fabrigami-Schmetterlinge fanden kaum Interesse. Grund hierfür ist
sicher, dass es Zeit und Geduld benötigt, um solch ein Gebilde aus Stoff
vorzubereiten und mit Handstichen räumlich zu fixieren. Zusammenfassend habe
ich festgestellt, dass an Handnähen grundsätzlich wenig Interesse besteht. Das
beginnt mit dem Einfädeln.
Die Woche insgesamt
betrachtet war eine schöne Erfahrung für alle Kinder. Auch ich möchte diese gemeinsame Zeit nicht missen. Allerdings benötigt es viel Energie, Begeisterung und
Enthusiasmus. Die Ziele der Workshops für eine Woche
sind hoch gesteckt wenn man bedenkt, dass die zum Nähen verfügbare Zeit einer
Talentcampus-Woche kürzer ist als man im Vorfeld vor Augen hat.
Montags
starteten alle Gruppen mit einem Rundgang
im Tierpark. Organisatorische Belange sind auch wichtig und benötigen Zeit. Nach dem Mittagessen trafen wir
uns im Nähbereich. Noch ehe wir uns alle gegenseitig bekannt gemacht hatten
schaute schon das MDR-Fernsehen rein um zu filmen, was bei uns so genäht wird. Der Mittwoch war vormittags für einen Ausflug
ins Meininger Theater reserviert. Wir durften im Kostümfundus stöbern und
hinter die Kulissen schauen. Zur Präsentation der Handpuppen bekamen wir
nützliche Tipps.
Am Freitag dreht sich alles um die Abschluss-Präsentation, mittags sollen
die in der Schule genutzten Räume geräumt sein. Deshalb blieb am Freitag
kaum Nähzeit übrig. Diese letzte Zeit haben wir genutzt, um individuelle Näh-Pläne
zu besprechen und kleine Nähprojekte zu probieren. Es entstanden Handyhüllen,
Taschen und * Kissen, Kissen, Kissen. Letzteres ist es, das die Kinder wirklich
nähen möchten. Um beim diesjährigen Thema zu bleiben könnte man Tiergesichter
drauf gestalten …
Zur Präsentation unserer Handpuppen im Rahmen der Abschlussveranstaltung nutzten wir ein LKW-Planen-Gestell
und verkleideten es provisorisch. Viel einstudiert haben wir nicht, so eine erlebnisreiche Woche ist kurz! Spontan improvisierte Bewegungen der Puppen in wechselnder
Besetzung zu rhythmischer Musik brachte interessierten Zuschauern und Puppenspielern gute Laune. So
hatten wir noch mal Spaß und verabschiedeten uns in die Ferien.
Fazit:
Die Ziele unseres Workshops „tierisch nähen“ haben wir erfüllt:
- Individuell gestaltete tierische Handpuppen konnten am Abschlusstag mit Musik ein kleines Puppen-Tanztheater präsentieren.
- Mehrere Meter Wimpelkette sind entstanden und stehen dem Tierpark als Deko-Elemente zukünftig zur Verfügung.
Das eigentliche Werkeln in der Nähwerkstatt bewegt sich zwischen Geduldsübungen
und Zeitdruck im Hinterkopf bei dem Gedanken an die Ziele zur
Abschlusspräsentation. Einerseits sind Ziele und ein finaler Termin als
Richtlinie wichtig. Andererseits führt dieser Termindruck auch dazu, dass das
Erlernen von Nähfertigkeiten für die Kinder im Rahmen dieser Woche nur oberflächlich bleiben kann. Im Näh-Workshop waren 10 Kinder betreut durch
Workshopleiter und einen Helfer (für Lehrer sicher eine paradiesische
Vorstellung). Allerdings soll meiner Ansicht nach so ein Workshop auch nicht
wie Unterricht ablaufen, sondern mehr Freiräume ermöglichen, die angeregt
werden und auch begleitet werden sollten. Nähen ist ein komplexer Prozess mit dem
Zusammenspiel von technischer Ausstattung, Materialien, Hilfsmitteln und erfordert
obendrein vorausschauendes räumliches Vorstellungsvermögen. Praktische
Erfahrungen sind hier unverzichtbar. Nähen ist eine handwerkliche Tätigkeit,
die erst nach Übung und Training gleichmäßig und vorzeigbar gelingt
Wenn die Kinder im Einzelnen ihr Projekt realisieren treten
zwangsläufig Fragen und Probleme auf, die ab einem bestimmten Punkt immer
weiter auseinander laufen und sich nicht mehr gebündelt beantworten lassen.
Hier ist dann die Geduld der Kinder gefragt, denn sie müssen warten, bis Rat
und Hilfe naht. Deshalb ist es notwendig, dass der Helfer die Nähprojekte im
Vorfeld kennen lernt. Es ist wichtig, die einzelnen Näh-Problemstellen mit den
Kindern zu überwinden. Allmählich kommt es dann dazu, dass einzelne Kinder
ausgewählte kleine Prozesse beherrschen und sich gegenseitig helfen. Das beginnt nach meinen Erfahrungen am Ende der Projekt-Woche. Die gegenseitige Hilfe der
Kinder untereinander ist es, was ich anstrebe, denn das, was Kinder erklären
können haben sie auch verstanden. Darauf lässt sich aufbauen.
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Beim Einfädeln helfe ich Dir ... |
Es entstehen
Kompetenzen mit denen sich die Kinder im Alltag auch mal selbst helfen können,
wenn ein Knopf abgefallen ist oder eine Naht an einem Lieblings-Kleidungsstück auszubessern ist.
Eine wichtige Stütze im Kurs mit Kindern ist meine Workshop-Helferin. Die Kontrolle von
Anwesenheit und besonders kurzzeitigen Abwesenheiten ist eine wichtige
Aufgabe, bei er ich mich auf sie verlassen kann. So kann ich mich
ohne Ablenkung den Workshop-Inhalten widmen. Natürlich hilft sie auch bei den
Nähprojekten. Nachmittags ist es mitunter auch ratsam, einen Teil der Gruppe im
Wechsel auf den Spielplatz zum Austoben zu begleiten. Wie beim Autofahren
braucht es zwischendurch mal etwas Bewegung, dann geht alles gleich
konzentrierter und leichter von der Hand.
Das Größte für mich ist immer, die Fortschritte der einzelnen Kinder im Laufe der Woche zu verfolgen. Einzelne Talente legen ganz beachtlich los, das wirkt ansteckend.
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Ach so machst Du das ... |
Freude am Schauen und Begreifen
ist die schönste Gabe der Natur.
Albert Einstein