Susanne hat für die Stoffspielerei* das Thema “Metallstickerei” ausgewählt. Mit Onlinebildersuche findet man filigrane Beispiele oft mit religiösen Themen. Goldhauben als Trachtenbestandteil sind ebenfalls vertreten.
Die Suche nach geeigneten Materialien, insbesondere Garn ist überschaubar. Ein Coats Multicolor-Metallicgarn habe ich auf dem Stoffmarkt gekauft, ein MEZ Silbermetallicgarn 20 g (60% Polyamid, 40 % Polyester) war vorhanden. Ebenfalls vorhanden ein dünnes metallisches Polyestergarn, das eher als Beistrick- oder Häkelgarn geeignet ist.
Lange habe ich gezögert, eine metallische Stickerei anzufangen. Eine Zeit lang habe ich an Maschinensticken mit einem Konturenmotiv in Erwägung gezogen, eventuell als Applikation um ein Kindershirt zu reparieren. Letztendlich kam mir vor 2 Tagen die Idee, dass Metallstickerei gut zum Steam-Punk-Design passt und für mich am besten mit einer hinterlegten Applikation von Hand umsetzbar ist. Für die zu bestickende Fläche brauchte es noch ein paar Überlegungen, ich dachte über Gamaschen nach, habe dann aber einem wärmenden Teil für den Hals den Vorrang gegeben. Eine Art Schal-Kragen habe ich frei 2lagig zugeschnitten, mit der Overlock umrundet, gewendet und mit ein paar Kreis- und Sternformen bemalt. Vorrätig hatte ich Metallic-Acrylfarbe. Die ist fester als Textilfarbe, erfüllt aber auf der Außenschicht gut ihren Zweck.
Typische Motive für Steam Punk sind Zahnräder, Schlüssel, Räder und Dampfloks. Für stilisierte Motive von Zahnrädern habe ich Schlingstiche (Feston- oder Langettenstich) gewählt und für die Kreise das Garn doppellagig verwendet. Die Sterne sind einfädig mit Vorstichen umstickt und frei mit Kreisen ergänzt so dass sie am Lokomotivenräder erinnern, insbesondere durch Freischneiden von ausgewählten Bereichen.
Die Textilbemalungen und -Drucke dienen mir als Ausgangsorientierung und ich ergänze intuitiv Stiche. Für mich ist das entspannender, als nach einer Vorlage zu arbeiten. Die Handhabung von Metallicgarn zum Sticken mit der Hand ist gewöhnungsbedürftig. Es verknotet leicht und dröselt an den Enden sehr schnell auf. Mit etwas Übung und Geduld ist es zu bändigen. Sicher war es bei den historischen filigranen Metallstickereien weit schwieriger.
Als Verschluss dachte ich an Knopflöcher mit einem Automatik-Programm. Vorsorglich hatte ich spezielle Metallic-Nadeln gekauft um diese vielleicht zum Maschinensticken zu verwenden. Diese Vorhaben sind gescheitert. Schon beim Führen des Metallicfadens in die Führungen des Oberfadens bekam ich Zweifel, die sich bestätigten. Geradnahtprobestiche gab es nicht viele, schon nach kurzer Zeit dröselte ich Faden als Knoten vor dem Nadelöhr. Zickzackprobestiche habe ich auch nicht hin bekommen. Der Oberfaden bildete Schlaufen unter dem Probestück. Als Unterfaden habe ich normales Garn verwendet. Dieses Fiasko erinnert mich an die Erfahrungen von Christina, als sie Metallicgarn zum Quilten verwendet hatte. Ich werde große Druckknöpfe annähen oder Knopflöcher von Hand sticheln, Ersatzlösungen sind besser als Frust beim Nähen.
Steam Punk finde ich interessant. Es erinnert mich an Jules Vernes Geschichten, Metropolis, Chaplins Moderne Zeiten oder auch Edward mit den Scherenhänden.
Mit meinem neuen Herbstkleidungsstück bin ich sehr zufrieden, für mich ist es verbunden mit Näherfahrungen und Spaß beim Sticken. Meine stilisierte, abgewandelte Version einer Halsbekleidung finde ich alltagstauglich und tragbar, provisorisch geschlossen erst mal mit Sicherheitsnadeln = punkig passend.
Nun sehe ich nach, was die anderen Teilnehmerinnen der heutigen Stoffspielerei gestickt haben. Vielleicht hat jemand Tricks und Tipps zum Umgang mit Metallicgarn, könnte ich gut gebrauchen.
Susanne von Textile Geschichten danke ich für die thematische Inspiration und für's Sammeln.
Die monatliche Stoffspielerei ist eine Aktion für textile Experimente. Sie ist offen für alle, die mit Stoff und Fäden etwas Neues probieren möchten. Der Termin soll Ansporn sein, das monatlich vorgegebene Thema soll inspirieren. Jeden letzten Sonntag im Monat werden die Links mit den neuen Werken zwecks Erfahrungsaustausch gesammelt.