Sabine hat als Thema für diesen Monat
ausgewählt und versammelt Beiträge dazu auf ihrem Blog tychestouch. Es ist ein Thema, bei dem ich eine Weile darüber nachgedacht habe, in welche Richtung ich meinen Beitrag heute lenken sollte. Eine Lieblingsepoche oder einen einzelnen Designer, der mich anspricht habe ich nicht. Es sind eher einzelne Details und Elemente von Diesem oder Jenem die mir gefallen oder die ich beim Nähen für den Eigenbedarf benutze. Für den eigenen Bedarf haben sich im Laufe der Zeit auch für Kleidung Erfahrungen und Vorlieben heraus gebildet. Immer mehr gilt: "Bequemlichkeit kommt vor Eitelkeit".
Meine Prägung der Vorlieben für Mode führt zurück in die 70er Jahre. Musik und Filme konnten von Grenzen (DDR) nicht aufgehalten werden. Seit langer Zeit bestehen Wechselwirkungen zwischen Mode, Musik, Film und Kunst.
Neben dem bunten Flower-Power-Gefühl gab es beginnende Rohstoffknappheit (in der DDR permanent), die Kulturen vermischten sich, Unisex-Kleidung kam auf, Second-Hand kam in Mode. Noch immer mag ich die Silhouette einer Schlaghose an mir lieber als eng anliegende mit Sicht auf Knöchel. Hippie-Mode, bunte Vielfalt, Ethno-Muster, Jeans, Lässigkeit, Bohemien-Style, Oversized-Größen, Lagenlook mischten sich später mit den Merkmalen der 80er Jahre: geometrische Formen, grafische Muster, kastige Oberteile - für mich gerne weniger bunt aus Naturfasern.
Rückblickend überlege ich, ob bestimmte von mir bevorzugte Kleidungsmerkmale bestimmten Designern zugeordnet werden könnten. Ein bisschen ist der durch Vivienne Westwood populär gewordene Grunge-Style in meinen Re-Fashion-Projekten, nicht so gewagt plakativ und auch ohne Kombination mit hohen Schuhen. Oft waren ihre Designs provokativ der Zeit voraus und auf jeden Fall nachdenkenswert. Ihr Zitat über Bücher als Accessoire mag ich u.a.
An Karl Lagerfeld mochte ich seine kurzweilig unterhaltsame Art und seine Vorliebe für schwarz-weiß. Auch von ihm gibt es nachdenkenswerte Zitate, manchmal hat er allerdings auch unbedacht los geplappert und beispielsweise ... von Taschen und Kühen geredet.
Von Yves Saint Laurent ist mir die Kombination von Mode mit Kunst im Gedächtnis geblieben. Viele kennen sicher sein Mondrian-Kleid von 1965.
Die Dokumentation über Alexander McQueen habe ich gerne gesehen. Es war interessant zu erfahren, dass eine Reihe seiner Inspirationen auf Bücher in seinem Elternhaus zurück gehen. Seine letzte Show rund um einen Müllhaufen hat vieles vorweg genommen, das die Modeindustrie inzwischen beschäftigt.
Ein Thema der Stoffspielereien hat uns zu Natalie Chanin geführt. Im Jahr 2000 gründete die Designerin Natalie
"Alabama" Chanin in
Alabama mit handgenähten Kreationen ein Unternehmen. Es wurden Frauen aus der
Umgebung beschäftigt. Verarbeitet wird regional ökologisch produzierte Baumwolle.
Designbeispiele ihres Unternehmens sind inzwischen in der Fashion-Welt
geschätzt. Mehrere Bücher erläutern die Technik, enthalten Designmuster und
inspirieren zum selbst gestalten. Textilfarben unterstützen den Prozess. Perlen
als weitere Zutat bringen einen edlen Touch.
Auch ich habe 2 ihrer Designs für Re-Fashion verwendet. Ihre Technik ist vielseitig einsetzbar und wandelbar. Auch für individuelle Designs wende ich diese Technik an.
Gerne sehe ich mir Dokumentationen über Design oder Architektur an. Für mich ist es Kunst. Ich erfahre etwas über Hintergründe, Inspiration und Einzelheiten hinter einen Projekt. Auch war das Thema Gelegenheit, in ein paar Bucher einzutauchen:
Mode ist bekannterweise eine vergängliche Sache. Ich bin froh, dass es keine Kleiderordnung mehr gibt. Auch der noch später übliche Dress-Code für bestimmte Anlässe scheint nur noch selten zu gelten. Zum Glück haben sich Frauen des einzwängenden Korsetts entledigt und können wenn sie mögen Hosen tragen. Aktuell verliert der BH an Bedeutung. Die Innenstädte verändern sich. Werden die exklusiven Designer-Läden in den Großstädten bleiben oder werden sie den Kaufhausketten folgen?
Wahrscheinlich gehören die genannten Designer und andere mit markanten Designs bald der Vergangenheit an. Denn die Probleme unserer Zeit stellen andere Anforderungen. Ein Designer entscheidet, welche Materialien und Herstellungsprozesse zum Einsatz kommen. Inzwischen ist dieser Aspekt mindestens genau so wichtig wie das fertige Produkt. Ich frage mich, ob es in einem auf Wachstum basierenden System gelingen kann, Slow-Fashion zu etablieren.
Es ist eine spannende Zeit. Manchmal sehnen wir uns nach etwas Schönem und Vertrautem Das kann Grund sein für die anhaltende Vintige-Vorliebe die auch ein bisschen ein gutes Gefühl bringt. Hier ist ein Bericht, wie nach dem Fallen der Covid-Masken bei der Generation Z alles überschwänglich bunt gemixt wird. Mit all den Gedanken rund um Modeepochen frage ich mich, was von der Mode unserer Zeit im Geschichtsbuch übrig bleiben wird. Ich hoffe, es ist mehr als die Müllberge in der Atacama-Wüste.
Nun bin ich gespannt auf die anderen Beiträge, und freue mich aufs Lesen im Laufe des Tages.
Die Stoffspielerei-Termine 2023:
(Die alten Beiträge der vergangenen Jahre findet man übrigens unter https://stoffspielereien.net/)
Die Stoffspielereien
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Mach mit, trau dich, sei dabei! Die Stoffspielereien sind offen für alle, die mit Stoff und Garn etwas Neues probieren wollen. Es geht ums Experimentieren und nicht ums Perfekt-Sein, denn gerade aus vermeintlich „misslungenen“ Experimenten können wir im Austausch jede Menge lernen. Lass dich gerne vom monatlich vorgegebenen Thema inspirieren und zeig deine Ideen dazu.
Jeden letzten Sonntag im Monat sind die Stoffspielereien zu Gast bei einer anderen Bloggerin. Dabei kommen wir ohne Verlinkungstool aus: Schreib einfach einen Kommentar mit dem Link zu deinem Beitrag im jeweiligen Blogpost der Gastgeberin. Sie fügt die Links im Lauf des Tages in ihren Beitrag ein – ganz persönlich und individuell.
Machst du nächstes Mal mit?
Liebe Ute, stehen alle diese Bücher bei Dir zuhause ? Da gab es viel zu blättern, zu staunen und auch Anregungen, etwas auszuprobieren. In der Nachkriegszeit waren diagonal geschnittene Kleidungsstücke wegen des höheren Stoffverbrauchs selten, so stelle ich mir das auch bei der DDR Mode vor.
AntwortenLöschenDeine Chaninbeispiele sehen dekorativ und gelu n gen aus. Danke für's Mitspielen, liebe Grüße von Tyche
Mir ging es ein bißchen wie Dir: Einen richtigen Lieblingsdesigner habe ich nicht, tatsächlich wollte ich über eine Designerin, die sich mit ReFashion beschäftigte, schreiben, aber die gute Frau ist inzwischen total angepasst und berät als Stylistin, nichts mehr mit alternativen Überlegungen, mittendrin im Kommerz...das hat mich total irritiert und abgehalten es mit noch jemanden zu versuchen. Es sind ja tatsächlich oft einzelne Elemente oder Ansatzpunkte, die man aus anderen Zeiten mitnimmt. Liebe Grüße, Silvia
AntwortenLöschenEine coole Zusammenstellung, interessante Fragen. Ich schaue mir mittlerweile nur noch Kollektionen weniger Modedesigner regelmäßig an. Wenn mir etwas gefällt, ist es meist nur ein Detail und das baue ich dann, wenn es Gelegenheit gibt, vielleicht in ein Kleidungsstück mit ein. Liebe Grüße Kerstin
AntwortenLöschenDeine Überlegungen in alle Richtungen (Designer, Form, Kunst ...) finde ich sehr anregend. Danke. Schön, dass auch das Mondrian Dress Erwähnung findet, denn das wollte ich eigentlich zu diesem Termin nähen, hatte jedoch Pech bei der Materialbeschaffung und somit ist der Plan geplatzt. Aber irgendwann wird das noch 'was!
AntwortenLöschenLG
Beate
Spannend, von deinen Gedanken und Vorlieben zu lesen. Mode in der DDR und im "Westen" - darüber könnte man wahrscheinlich ganze Doktorarbeiten verfassen. Ich merke, dass ich mich noch nicht besonders viel mit Modedesignern auseinandergesetzt habe. Ich stimme deinem Gedanken zu: Wie verhält sich Slow Fashion zu einer Industrie, die jedes Jahr und immer noch mehr wachsen muss? Der Mondrian Dress gefällt mir, so geradlinig und schlicht. Aber ich glaube, dafür sollte man sehr schlank sein... Liebe Grüße, Gabi
AntwortenLöschenIch habe meinen Vor- Kommentatorinnen eigentlich nichts hinzuzufügen. War lesenswert. LG von Rela
AntwortenLöschenWas für eine Sammlung an interessanten Büchern zum Thema. In einige davon würde ich gerne mal eintauchen. Mit Modedesignern hatte ich sehr lange nichts am Hut, erst seit ich die Alexander McQueen Ausstellung vor vielen Jahren im V&A gesehen habe, interessiere ich mich mehr. Deine Überlegungen sind jedenfalls interessant und gedankenanregend zu lesen.
AntwortenLöschenLiebe Grüße, heike
so schöne bücher über mode ! es ist interessant zu sehen wie viele neue ideen im bezug auf kleidung bei jede neue kollektion herauskommen * und der "schmetterling" hut von philip treacy sehe ich gerade auch in das buch "stylisme les accessoires" leçons de mode j.schaffer und s.saunders das ich gerade lese.. (titelbild von dein buch mode ist kunst)
AntwortenLöschenliebe grüsse
mo