Freitag, 21. Juli 2023

Mut zur Lücke

Am vergangenen Wochenende veranstaltete die Gruppe QuilThuer in Bad Berka eine kleine feine Quilt-Ausstellung. Hier, bei Elke, bei Viola, bei Katrin und bei Regina wurde darüber berichtet. Wer den Links folgt findet zahlreiche Fotos, Eindrücke und Schilderungen als Zeugnis der tollen Stimmung vor Ort.

2020 wurde ich in den Kreis der Gruppe QuilThuer aufgenommen. Wir treffen uns am 1. Samstag im Monat. Dann nähen wir individuell an gemeinsamen Themenprojekten. In der Ausstellung in Bad Berka zeigten wir Quilts zu den Themen

  • Schrift (2018)
  • Mut zur Lücke (2021) und
  • Himmelsstürmer (2022)

Meinen Himmelsstürmer, ein textiles Feuerwerk hatte ich hier schon mal vorgestellt. Nun nehme ich die Wochenend-Erinnerungen zum Anlass, um über die Entstehung meiner Interpretation von "Mut zur Lücke" zu berichten.

Rückseite +  Vorderseite (40 cm x 70 cm)
Grob geplant hatte ich eine Vision von einer Ansammlung kleiner schwarz-weißer Stoffreste in verschlungenen Linien, unterbrochen durch eine Öffnung als Lücke. Die meisten Stoffreste hatte ich von QuilThueringerinnen auf Anfrage bekommen.

Meine Erste Skizze erprobte die Zusammensetzung aus Streifen-Blöcken und Log-Cabin-Blöcken. Diese Ausführung habe ich wieder verworfen um möglichst wenig Verschnitt an den Stoffreste-Streifen zu haben.

Streifenbreite 6,5 cm, 6,5 cm und 13 cm zum halbieren

Die Topp-Fläche verläuft oben / unten nahezu gegengleich. Ein dunkler Stoffstreifen rahmt die Fläche ein, gefolgt von einem weißen Rand. Gefasst ist alles mit einem dunklen Binding. (Reststoffe dieses Projektes)

Die hellen Flächen zwischen dem Stoffrestelabyrinth sind von Hand gequiltet. Hinter dem Durchbruch = der Lücke ist ein kleiner Spiegel angebracht.


Inzwischen hängt der Quilt wieder zu Hause an seinem Platz im Treppenhaus. Dort passt er perfekt zur Tapete.

Sonntag, 25. Juni 2023

Stoffspielerei rund um Mode und Designer

 Sabine hat als Thema für diesen Monat

ausgewählt und versammelt Beiträge dazu auf ihrem Blog tychestouch. Es ist ein Thema, bei dem ich eine Weile darüber nachgedacht habe, in welche Richtung ich meinen Beitrag heute lenken sollte. Eine Lieblingsepoche oder einen einzelnen Designer, der mich anspricht habe ich nicht. Es sind eher einzelne Details und Elemente von Diesem oder Jenem die mir gefallen oder die ich beim Nähen für den Eigenbedarf benutze. Für den eigenen Bedarf haben sich im Laufe der Zeit auch für Kleidung Erfahrungen und Vorlieben heraus gebildet. Immer mehr gilt: "Bequemlichkeit kommt vor Eitelkeit".

Meine Prägung der Vorlieben für Mode führt zurück in die 70er Jahre. Musik und Filme konnten von Grenzen (DDR) nicht aufgehalten werden. Seit langer Zeit bestehen Wechselwirkungen zwischen Mode, Musik, Film und Kunst.


Neben dem bunten Flower-Power-Gefühl gab es beginnende Rohstoffknappheit (in der DDR permanent), die Kulturen vermischten sich, Unisex-Kleidung kam auf, Second-Hand kam in Mode. Noch immer mag ich die Silhouette einer Schlaghose an mir lieber als eng anliegende mit Sicht auf Knöchel. Hippie-Mode, bunte Vielfalt, Ethno-Muster, Jeans, Lässigkeit, Bohemien-Style, Oversized-Größen, Lagenlook mischten sich später mit den Merkmalen der 80er Jahre: geometrische Formen, grafische Muster, kastige Oberteile - für mich gerne weniger bunt aus Naturfasern.

Rückblickend überlege ich, ob bestimmte von mir bevorzugte Kleidungsmerkmale bestimmten Designern zugeordnet werden könnten. Ein bisschen ist der durch Vivienne Westwood populär gewordene Grunge-Style in meinen Re-Fashion-Projekten, nicht so gewagt plakativ und auch ohne Kombination mit hohen Schuhen. Oft waren ihre Designs provokativ der Zeit voraus und auf jeden Fall nachdenkenswert. Ihr Zitat über Bücher als Accessoire mag ich u.a. 

An Karl Lagerfeld mochte ich seine kurzweilig unterhaltsame Art und seine Vorliebe für schwarz-weiß. Auch von ihm gibt es nachdenkenswerte Zitate, manchmal hat er allerdings auch unbedacht los geplappert und beispielsweise ... von Taschen und Kühen geredet.

Von Yves Saint Laurent ist mir die Kombination von Mode mit Kunst im Gedächtnis geblieben. Viele kennen sicher sein Mondrian-Kleid von 1965.


Die Dokumentation über Alexander McQueen habe ich gerne gesehen. Es war interessant zu erfahren, dass eine Reihe seiner Inspirationen auf Bücher in seinem Elternhaus zurück gehen. Seine letzte Show rund um einen Müllhaufen hat vieles vorweg genommen, das die Modeindustrie inzwischen beschäftigt.

Ein Thema der Stoffspielereien hat uns zu Natalie Chanin geführt. Im Jahr 2000 gründete die Designerin Natalie "Alabama" Chanin in Alabama mit handgenähten Kreationen ein Unternehmen. Es wurden Frauen aus der Umgebung beschäftigt. Verarbeitet wird regional ökologisch produzierte Baumwolle. Designbeispiele ihres Unternehmens sind inzwischen in der Fashion-Welt geschätzt. Mehrere Bücher erläutern die Technik, enthalten Designmuster und inspirieren zum selbst gestalten. Textilfarben unterstützen den Prozess. Perlen als weitere Zutat bringen einen edlen Touch.

Auch ich habe 2 ihrer Designs für Re-Fashion verwendet. Ihre Technik ist vielseitig einsetzbar und wandelbar. Auch für individuelle Designs wende ich diese Technik an.

Gerne sehe ich mir Dokumentationen über Design oder Architektur an. Für mich ist es Kunst. Ich erfahre etwas über Hintergründe, Inspiration und Einzelheiten hinter einen Projekt. Auch war das Thema Gelegenheit, in ein paar Bucher einzutauchen:

Von der Tracht zu Frieda von Lipperheide, dem Modelexikon ...





Mode ist bekannterweise eine vergängliche Sache. Ich bin froh, dass es keine Kleiderordnung mehr gibt. Auch der noch später übliche Dress-Code für bestimmte Anlässe scheint nur noch selten zu gelten. Zum Glück haben sich Frauen des einzwängenden Korsetts entledigt und können wenn sie mögen Hosen tragen. Aktuell verliert der BH an Bedeutung. Die Innenstädte verändern sich. Werden die exklusiven Designer-Läden in den Großstädten bleiben oder werden sie den Kaufhausketten folgen?

Wahrscheinlich gehören die genannten Designer und andere mit markanten Designs bald der Vergangenheit an. Denn die Probleme unserer Zeit stellen andere Anforderungen. Ein Designer entscheidet, welche Materialien und Herstellungsprozesse zum Einsatz kommen. Inzwischen ist dieser Aspekt mindestens genau so wichtig wie das fertige Produkt. Ich frage mich, ob es in einem auf Wachstum basierenden System gelingen kann, Slow-Fashion zu etablieren. 

Es ist eine spannende Zeit. Manchmal sehnen wir uns nach etwas Schönem und Vertrautem Das kann Grund sein für die anhaltende Vintige-Vorliebe die auch ein bisschen ein gutes Gefühl bringt. Hier ist ein Bericht, wie nach dem Fallen der Covid-Masken bei der Generation Z alles überschwänglich bunt gemixt wird.
Mit all den Gedanken rund um Modeepochen frage ich mich, was von der Mode unserer Zeit im Geschichtsbuch übrig bleiben wird. Ich hoffe, es ist mehr als die Müllberge in der Atacama-Wüste

Nun bin ich gespannt auf die anderen Beiträge, und freue mich aufs Lesen im Laufe des Tages.

Die Stoffspielerei-Termine 2023:

(Die alten Beiträge der vergangenen Jahre findet man übrigens unter https://stoffspielereien.net/)

Die Stoffspielereien

Bist du auch eine Stoffspielerin?

Mach mit, trau dich, sei dabei! Die Stoffspielereien sind offen für alle, die mit Stoff und Garn etwas Neues probieren wollen. Es geht ums Experimentieren und nicht ums Perfekt-Sein, denn gerade aus vermeintlich „misslungenen“ Experimenten können wir im Austausch jede Menge lernen. Lass dich gerne vom monatlich vorgegebenen Thema inspirieren und zeig deine Ideen dazu.

Jeden letzten Sonntag im Monat sind die Stoffspielereien zu Gast bei einer anderen Bloggerin. Dabei kommen wir ohne Verlinkungstool aus: Schreib einfach einen Kommentar mit dem Link zu deinem Beitrag im jeweiligen Blogpost der Gastgeberin. Sie fügt die Links im Lauf des Tages in ihren Beitrag ein – ganz persönlich und individuell.

Machst du nächstes Mal mit? 

Freitag, 23. Juni 2023

Kinder lernen den Umgang mit der Nähmaschine

Wieder mal hatte ich Gelegenheit, Kindern den Umgang mit einer Haushaltsnähmaschine zu  vermitteln:

Zeit-Budget:  6 x 1 Stunde nachmittags

Teilnehmer:  7 Kinder im Alter von 10 ... 13 Jahren


Herausforderung ist für mich immer wieder der unbekannte menschliche Faktor denn man weiß nie genau, auf wen man trifft. Im Rahmen des begrenzten Zeit-Budgets verlief das "Kennen-lernen" oberflächlich und ich beschränkte mich auf die Frage nach Vorkenntnissen beim nähen. Nach den Lieblingsfarben hätte ich noch fragen sollen ...

Grundfunktionen Nähmaschine

Die erste Stunde haben wir genutzt, um die Basis-Funktionen der vorhandenen mechanischen Nähmaschinen kennen zu lernen. Auf einem 2 lagig gefalteten Stück Stoff entstanden erste Stiche. Um dosiert Gas zu geben bedienten die Kinder den Anlasser ohne Schuhe. Das Probe-Stoffstück haben wir als "Mäuschen" umfunktioniert. Das ersparte sicher einiges Einfädeln denn die Mäuschen hielten den Faden in der Nadel und vermeiden außerdem Knotenbildung am Anfang der Naht. 



An ein erstes Nähprojekt haben wir uns auch schon gewagt: ein textiles Lesezeichen nach der Anleitung von Este.


Gerade nähen ist Übungssache

In der 2. Stunde konzentrierten wir uns darauf, gerade Nähte hin zu bekommen und den Stoff ohne ziehen zur Nadel zu führen - ungefähr so wie man ein Fahrzeug lenkt. 


Nähprojekt war eine Vlies-
Fläche von ca. 25 cm Kantenlängen die wir mittels "Quilt-as-you-go-Technik" mit Streifen benähten. Es war nicht schlimm, wenn mal eine Naht etwas von der Linie abwich. Nach dem Umklappen war alles schön und es gab eine neue Chance für eine gerade Naht.


Diese Flächen habe ich dann in
Boxy-Bags verwandelt. So ein individuelles Täschchen aus selbst genähten Flächen ist flexibel einsetzbar z.B. für Nähzubehör oder Stifte.



Naht fixieren am Anfang und Ende = verriegeln

Immer wieder erlebe ich in Nähkursen mit Kindern, dass der Wunsch aufkommt, ein Kissen zu nähen sobald Nähanfänger wissen wie man geradeaus näht. Beliebige Stoffstückchen werden gefaltet und umnäht ... "Kann ich was zum ausstopfen haben?"

So waren dann Kissenbezüge unser nächstes Nähprojekt. Wir haben großflächige Stoffstücke von 42 x 82 cm dafür benutzt. Die Stoffstücke waren vorbereitet mit einer Upcycling-Hemdenknopfleise an einer Seite, obendrein versäubert.



Das Nähen der Kissenbezüge hat mehr Zeit in Anspruch genommen als viele eingeschätzt hatten. Es zeigte sich, dass das Wendemanöver durchdacht sein will und auch dass man für eine längere gerade Naht Übung braucht. Der Abarbeitungsstand des Prozesses driftete auseinander, es gab Fragen zum Prozess, es war hier und da was aufzutrennen oder da und dort hakte die Nähmaschine. Da ist eine Stunde schnell um.



Am Beispiel des Kissenbezuges haben die Kinder gelernt, dass haltbare Nähte am Anfang und Ende eine Verriegelung benötigen, Gelegenheit den Rückwärtsgang kennen zu lernen. Irgendwann waren die Kissen fertig genäht und die Kinder brachten Druckknöpfe zwischen den Knopflöchern an.

Gerade nähen und Zierstiche

Kinder, die schon mit dem Kissenbezug fertig waren hatten Gelegenheit, auf doppellagigem Stoff mit Vlies dazwischen gerade nähen zu üben oder auch mal eine Kurve zu probieren, gerne auch Zierstiche zu testen.



Versäubern mit dem Zick-Zack-Stich

Mein Vorschlag, Zugbandrucksäcke zu nähen fand keine Zustimmung, überwiegend sind wohl genug davon vorhanden. Wir konnten uns einigen auf ein individuelles Armband mit Versteck.

Rechtzeitig zur Vorbereitung von Rohlingen für dieses Nähprojekt traf die angeforderte Stoffwunderkiste von der Patchworkgilde ein. Damit konnte jedes Armband individuell zusammen gestellt werden. 



Die Kinder wählten sich einen Rohling zum fertig nähen aus. Dann ist erst mal zu überlegen, wie die Nahzugabe nach innen kommt, verriegeln ist wichtig, gerade nähen an der Nähfußkante lang auch. Außerdem verwenden wir hier den Zickzackstich zum versäubern um späteres ausfransen zu verhindern.



Fast am Ende des Kurses habe ich herausgefunden, dass die Kursteilnehmer allesamt gelb meiden. Für die nächste und letzte Stunde wünschten sie sich Stoffe in schwarz und grau.

Das Gelernte wiederholen und steigern

Mit Stoffen in den Wunschfarben habe ich weitere Armband-Rohlinge vorbereitet, dieses Mal mit einem etwas größeren Geheimfach welches durch eine kurvige Naht entsteht.



Die jungen Kursteilnehmer sind diesem Konzept gefolgt und haben sich Armbänder in schwarz-Grau genäht. 



Es war sogar noch Zeit, um ein paar abgesteppte Flächen (inzwischen mit Reißverschluss ergänzt) in kleine Pouches für Schlüssel oder Kabel zu verwandeln.



Individuelle Experimente

Die älteren Kursteilnehmer nutzen die Zeit zum experimentieren nach eigenen Vorstellungen und Online-Inspirationen. Ich gestehe, dass ich diese Projekte nicht einordnen konnte, habe aber Verständnis, dass man die Zeit nutzen wollte, um eigene Ideen umzusetzen und Grenzen auszutesten. Da war meine Hilfe projektbezogen eher nicht gefragt.



Einige Kinder nutzten die Gelegenheit, um ein Kissen nach ihren Vorstellungen zu nähen ohne kompliziertes Wenden gleich mit Füllung zugenäht. Ein bisschen spürte ich da auch Ungeduld und den Versuch eine Abkürzung mit weniger Mühe zu finden.



Fazit

Es ist ein Anfang. Sicher ist nähen nicht für jeden ein erstrebenswertes Hobby (mit praktischem Nebeneffekt). Die Kinder hatten Gelegenheit, eine Nähmaschine kennen zu lernen und hatten auch Spaß dabei. Bei Bedarf können sie nun eine aufgeplatzte Naht zunähen = reparieren.

Ein Mal hatte ich Verstärkung durch eine Nähfreundin. An dieser Stelle danke ich D. noch mal dafür. So war es mit 7 Nähanfängern gleich entspannter und effektiver. Nach meiner Einschätzung werden mit einer Gruppenstärke von 4 Kindern pro Coach die Erwartungen am besten erfüllt. Die begrenzten Zeiteinheiten von 1 Stunde waren jeweils knapp bemessen. 2 Stunden am Stück sind sicher zielführender.

Meine Vorbereitungen für solch einen Nähkurs sind relativ zeitintensiv. Es ist meine Entscheidung im Umgang mit meiner Zeit. Entschädigt werde ich durch Erfolgserlebnisse der Kinder.

Dienstag, 13. Juni 2023

Haushaltsnähmaschine Veritas Columba 8014 / 4500

Heute am Tag der Nähmaschine gebe ich einer Nähmaschine aus Wittenberge die Ehre und zeige sie mal näher: eine Veritas Columba 8014/4500

Fotos entstanden vor dem Putzen und ölen

Mit einem Handgriff kann man so eine Koffernähmaschine in eine Freiarm-Nähmaschine verwandeln um beispielsweise Ärmel oder Hosenbeine zu kürzen. Zurück geklappt ergibt sich wieder die größere Arbeitsfläche.


Der Motor ist integriert. Zu meiner Maschine gehört ein Anlasser des Typs P2. So einen habe ich als Ersatzteil neu gekauft. Damit läuft die Maschine ruhig, zuverlässig und kraftvoll.


Außerdem schätze ich an dieser Maschine, dass die Geschwindigkeit regelbar ist. Deshalb war die Maschine inzwischen bei Kindernähkursen mit mir unterwegs. Einer der Knöpfe rechts ist für die Funktion Nadel-Stop unten, das ist auch praktisch.


Herzstück der Mechanik ist wie bei allen Maschinen dieser Generation ein Umlaufgreifer. Der Stofftransport ist über den roten Hebel versenkbar. Auch das ist eine schöne Sache. Es passen Spulen mit 9 mm Höhe und 21 mm Außendurchmesser aus Kunststoff oder Metall.


Die Stichauswahl beinhaltet Nutz- und Zierstiche. Maschinen, die exportiert wurden sind mitunter mit geringerer Stichvielfalt ausgestattet wie das folgende Foto im Vergleich zeigt:


Das Modell 4532 (rechts) mit weniger Stichoptionen hat an Stelle des Geschwindigkeitsschiebers einen Nadelbehälter.

Vor einiger Zeit hatte ich die Nutz- und Zierstiche meiner Columba mit relativ dickem Garn getestet. Daraus ist ein Nadelbuch entstanden.


Wie sieht es bei Euch aus? Gibt es noch einen Nähmaschinen-Oldtimer? 

Benutzt ihr manchmal mechanische Nähmaschinen?

Habt Ihr Erinnerungen an solche Maschinen?

Am Ende dieses Beitrages wünsche ich Euch eine schöne Zeit mit Euren Schätzchen. Putzt mal wieder die Wollmäuse raus, legt die Transportzähnchen frei und schenkt ihnen ein Tröpfchen Öl als Wellness zur Anerkennung.

Sonntag, 28. Mai 2023

Stoffspielerei als Reparatur - Hosentaschen

Sabine hat als Thema für diesen Monat

stopfen - reparieren - ändern

ausgewählt und versammelt Beiträge dazu auf ihrem Blog PeterSilie & Co. Bereits in der Ankündigung des Themas fragt sie, ob diese Tätigkeiten überhaupt noch zeitgemäß sind.

Wahrscheinlich ist das individuell unterschiedlich. Obwohl ich gerne und relativ häufig nähe mag ich Nähreparaturen nicht so gerne -  besonders für Dritte. Reparaturen und Änderungen hier im Haushalt gehen zeitnahe klar. Am besten funktioniert es, wenn ich es mir als eine Herausforderung stelle wie beispielsweise visible Mending.

Letztens hatte ein Schwager angefragt, ob ich die Innentaschen seiner Jeanshose reparieren könnte. Sicher kennen viele, die hier lesen solche Situationen. Mein (nicht ganz ernst gemeinter) Vorschlag, die Taschen zuzunähen wurde leider abgelehnt.

Um den Text abzukürzen:
die Hoseninnentasche habe ich repariert, besser gesagt ersetzt.
Schrittweise bebildert zeige ich nun, wie ich vorgegangen bin.

Der verschlissene Zustand zeigt, dass hier radikal Ersatz nötig ist. Bei diesem Anblick drängt sich der Gedanke auf, dass vom Hersteller kalkuliert ein schnell verschleißender Stoff für die Innentaschen verwendet wurde, eine Sollbruchstelle, die nicht so leicht zu reparieren ist. Für eine perfekte Reparatur müsste man nahezu die komplette Hose zerlegen ...


Die Fetzen der Originalinnentaschen habe ich heraus geschnitten


Ein robustes Material aus dem Bestand (Popeline-Mischgewebe) dienst als Material für 2 Ersatzteile. Der Bogen ist von der Hose abgenommen. Zuzüglich Nahtzugaben sind die neuen Teile ringsum versäubern.


Wie nachfolgend abgebildet nähe ich zunächst den Bogen von Hand mit Rückstichen an die Hose (unsichtbar von außen). Von außen nähe ich mit der Nähmaschine noch 2 x Ton in Ton getarnt darüber.


Als nächstes befestige ich das andere Ende der Ersatzteile hinter der Eingriff-Taschen-Lasche. Ich verwende einen Wellenstich hin und wieder zurück (vgl. übernächstes Foto)



Nun können die Seiten der neuen Innentaschen geschlossen werden - soweit es mit der Nähmaschine erreichbar ist. Für bessere Haltbarkeit sind ein paar Verriegelungsstiche in der Naht, intuitiv an Belastungsstellen eingefügt.



Zum Ende nähe ich noch oben am Bund und seitlich runter Ton in Ton zur Fixierung und zum vollständigen schließen der Innentaschen an der Seite. Leider gibt es davon kein Foto und auch nicht von der fertig reparierten Hose. Offensichtlich war ich froh, als sie das Nähzimmer wieder verlassen hatte. So etwas habe ich nicht gerne liegen. Es blockiert meinen Enthusiasmus für kreative Projekte. Schlussendlich bin ich froh, mich dieser Herausforderung gestellt zu haben. Vielleicht sind sie für Leser nützlich bei ähnlichen Reparaturen. Die neuen Innentaschen sind belastbar robust und werden vielleicht länger halten als die Hose drum herum.

Dem Schwager habe ich diese Reparatur so veranschaulicht: Es ist, als müsste man bei einem bestehenden Haus den Keller ersetzten.     

Manchmal ist der Aufwand für eine Reparatur grenzwertig. Bei Eigenbedarf habe ich nichts zu verlieren falls es nicht gelingt. Auch kann ich gestaltende Entscheidungen selbst beeinflussen. Ich kenne und wertschätze den Aufwand. Mit einer sichtbaren Reparatur kann es sogar Spaß machen. Solche Beispiele habe ich schon öfters gezeigt. Weitere Reparaturen sind rechts verschlagwortet.

Nun bin ich gespannt auf die anderen Beiträge, und freue mich aufs Lesen im Laufe des Tages.

Die Stoffspielerei-Termine 2023:

(Die alten Beiträge der vergangenen Jahre findet man übrigens unter https://stoffspielereien.net/)

Die Stoffspielereien

Bist du auch eine Stoffspielerin?

Mach mit, trau dich, sei dabei! Die Stoffspielereien sind offen für alle, die mit Stoff und Garn etwas Neues probieren wollen. Es geht ums Experimentieren und nicht ums Perfekt-Sein, denn gerade aus vermeintlich „misslungenen“ Experimenten können wir im Austausch jede Menge lernen. Lass dich gerne vom monatlich vorgegebenen Thema inspirieren und zeig deine Ideen dazu.

Jeden letzten Sonntag im Monat sind die Stoffspielereien zu Gast bei einer anderen Bloggerin. Dabei kommen wir ohne Verlinkungstool aus: Schreib einfach einen Kommentar mit dem Link zu deinem Beitrag im jeweiligen Blogpost der Gastgeberin. Sie fügt die Links im Lauf des Tages in ihren Beitrag ein – ganz persönlich und individuell.

Machst du nächstes Mal mit? 

Freitag, 26. Mai 2023

Patchworktage 2023 in Dinkelsbühl

Zum 2. Mal besuchte ich am letzten Wochenende die Patchworktage in Dinkelsbühl, einer kleinen, historisch anmutenden Stadt in Franken. Stadt-Einblicke zu den Patchwork-Tagen gibt es bei Regina und Valomea. Und auch bei QuilThuer ist ein Beitrag über die letzten Patchworktage zu finden

Leider hatte es sich dieses Jahr nicht ergeben, die 260 km über die A71 und A7 in Fahrgemeinschaft zu teilen. Mein Routenfinder navigierte ohnehin meistens neben der Autobahn. Die Route führte vorbei an Meiningen. Dort fanden 2022 die Patchworktage statt. Meine Gedanken schweifen ab und ich erinnere mich gerne. 

Nach knapp 3 Stunden Fahrt erreichte ich mein Ziel: eine kleine private Pension mit Parkplatz vor dem Haus in Dinkelsbühl. Die Inhaberin kann auf 80 Jahre Lebenserfahrung zurück blicken. Das Stadtzentrum ist zu Fuß in 15 Minuten erreichbar.

Im Anschluss an die Eröffnungsveranstaltung am Donnerstag im Haus der Geschichte traf ich auf dem Flur der Pension meine Zimmernachbarinnen, vier gut gelaunte Schwäbinnen. Sie gehören zu den Kaleidoskop-Quiltern und stellen die Quilts ihrer Online-Nähgruppe aus. Die Methode basiert auf einer Idee von Ricky Tims bei der auf Papier genäht wird.

Allabendlich treffen wir Zimmer-Nachbarinnen uns im Flur der Pension an einem runden Tisch zum Nähplausch, akustisch begleitet von ansteckendem, lautem Lachen. Hannelore erzählte, dass sie täglich online eine Lektion Fremdsprache englisch lernt. Viele Anekdoten aus dem Alltag einschließlich Nähpraxis-Austausch werden abgerundet durch ein passendes Sprichwort im schwäbischen Dialekt. Unbemerkt hat sich da anscheinend ein Babelfisch in meinem Ohr entwickelt denn immer noch werden die Gedanken in meinem Kopf direkt ins schwäbische übersetzt. Auch ich habe am Wochenende eine Fremdsprache gelernt: schwäbisch.

Kaleidoskop-Quilts sind wie Mandalas symmetrisch im Kreis angeordnete Formen. Mich erinnern sie an ein Spielzeug, welches sich Kaleidoskop bzw. Prisma nennt. Als Kind hatte ich eines. So ist das Betrachten der farbenprächtigen Quilts mit dunklem Hintergrund auch Zeitreise zu meiner Kindheit.

Und hier nun die Quilts meiner Lieblings-Zimmernachbarinnen: 

Koole Kaleidoscope nach Ricky Tims' Art

„Urknall" Eveline Beck,  140 x 140 cm 

„Herbstsymphonie" Angelika Ostertag, 91 x 91 cm

„Spiel mit Farben" Hannelore Demmerer, 97 x 97 cm 

„The First One" Eveline Beck, 94 x 94 cm 

„Flower Power" Heidrun Schwald, 74 x 74 cm 

„Alle meine Farben" Irene Vogt, 115 x 115 cm 


„Supernova" Jutta Rauscher-Haselberger, 127 x 127 cm 

"Mandala I" Karola Kienle, 78 x 78 cm


"Mandala II" Karola Kienle, 81 x 81 cm

"Farbenrausch" Traudel Sautter, 115 x 115 cm

Es war besonders, kreative Gestalter als Aussteller direkt vorzufinden. Beispielsweise erzählte mir Jana Serbova, dass sie für ihre Quilts ganz spezielle Textilien: Evalon verwendet und wie es zur Gestaltung von Quilts mit Strass-Steinen gekommen ist.

Helle Eggebrecht zeigte mir auf Nachfrage Details ihrer Sashiko-Arbeiten. Schon im Gildeheft Nummer 142 (Seite 15-17) schrieb sie darüber. Besonders beeindruckte mich die Schürze Nr. 5: „Yoshiko" aus Leinenstoff, von der Textilkünstlerin Yoshiko Jinzenji gestaltet und gedruckt. 2 Bücher dieser japanischen Textilkünstlerin sind anhaltend inspirierend für mich.

Bei den Patchworktagen in Meiningen hatte ich Heide G. kennengelernt. Immer wieder kreuzten sich unsere Wege. In Dinkelsbühl erkannte ich sie gleich am Freitag vor der Schranne. So ergab es sich, dass wir Ausstellungen sowie die Mitgliederversammlung gemeinsam besuchten und uns gelegentlich mit Kaffee, Cola, Eis oder Spargel-Gerichten stärkten. Heide und ich mögen die gleiche Art Humor und haben ähnliche Wertvorstellungen im Alltag. Ihre Begeisterung ist ansteckend. Was wir nicht mögen ist, wenn es jemandem an Toleranz fehlt. Gibt es doch so viele wunderbare Dinge zu entdecken, darauf konzentrieren wir uns, deshalb sind wir da.

Am Samstag fand mein Nähkurs statt, Thema "Verschönern und reparieren mit Sashiko", ein Halbtageskurs mit 9 Teilnehmerinnen. Mir hat es Spaß gemacht  und ich hatte den Eindruck, dass die Erwartungen der Kurs-Teilnehmerinnen erfüllt wurden. Viele Fotos habe ich nicht gemacht, immerhin gibt es ein Foto der bestickten Probestücke:


Täglich um 14:00 Uhr in der Schranne stand ein Social-Media-Treffen im Veranstaltungsplan. Diese Möglichkeit, Online-Kontakte persönlich zu treffen oder wiederzusehen ist eine schöne Sache. Aus der Blogger-Welt habe ich Katrin und Valomea getroffen, Maja und Nico habe ich kennengelernt.

Aus dem Kreis der Stoffspielerinnen waren auch einige vor Ort: Gabi, Gabriele, Christiane, Heike, Martina und Kristina gehört irgendwie auch dazu. Wir trafen uns spontan wie es sich ergab ein paar mal. Einige waren zeitlich eingeschränkt durch Kurse der Patchworkgilde.

Neben dem Gesamteindruck, der Zusammenstellung und Farbkombination bei textilen Kreationen interessiert uns Stoffspielerinnen besonders die Stoffmanipulation. Aus der Vielfalt der Ausstellungen habe ich in einer Collage eine kleine Auswahl Stoffmanipulationen versammelt.
Erkennt ihr das eine oder andere Detail?
Habt ihr es auch bestaunt?
Oder vielleicht habt ihr es gar genäht?


Die tollen Tage waren schneller vorüber als gedacht. Nach den Patchworktagen ist vor den Patchworktagen. Ich sag es in meiner neu erlernten "Fremdsprache": Mer se-ed uns wiedor. (Wir sehen uns wieder).