Ines von Nähzimmerplaudereien hat als Thema der Stoffspielerei „Nähfüße“ gewählt. Davon gibt es hier einige. Ein blaues Kästchen mit komplex wirkenden Apparaten packen wir heute aus. Das Thema gibt Gelegenheit, sich damit näher zu beschäftigen:
Das Kästchen enthält original:
1
Unterschnur-Aufnäher 35940
2 Band-Einfasser 36594
3 Vorspannungsmesser 25525
4 Kräuselplatte 35938
5 Zwölfstich-Kräusler 86642
6 Hohlnahtapparat 28915
7 Faltenmarker 36583
8 Stecher, hier den Nadeleinfädler
Habt Ihr so etwas bei Eurem Nähzubehör oder gar schon mal benutzt?
Ein kleines Heft habe ich mir über Second-Hand-Angebote besorgt. Ergänzende Informationen fand ich auf der englischen Seite für Singer-Zubehör www.singersewinginfo.co.uk. Hier kann man dem Simanco-Aufdruck folgen.
Zunächst wollte ich die Nähfuß-Apparate an meinem Nähmaschinen-Oldtimer Gritzner HZ testen, musste allerdings feststellen, dass diese Maschine mit einem hohen Schaft ausgerüstet ist. Die Apparate im Kästchen haben jeweils niedrigen Schaft.
1. Unterschnur-Aufnäher
zu breit für diese Stichplatte |
Manchmal findet sich eine Abdeckplatte im Fundus. Diese wird verwendet wenn sich der Stofftransport nicht versenken lässt. Auch diese sind für Befestigung an der Stichplatte konzipiert.
Alternative ist die Verwendung eines Kordelfußes. Diese gibt es für 3fach, 5fach und 7fach Kordel nebeneinander. Hier hatte ich es ausprobiert.
4. Kräuselplatte
Auch die Kräuselplatte ist an der Stichplatte zu befestigen und wird in Kombination mit dem Kräusler verwendet. Hier zeige ich, dass beispielsweise bei so wie auf dem folgenden Foto konstruierten Stichplatten (Veritas 8014) ein Einsatz nicht möglich ist
2. Bandeinfasser
Nach dem Anbringen überprüfe ich, ob die Nadel durch die Mitte des Nadellochs
verläuft.
Das Band soll mittig gefaltet und spitz geschnitten mit dem spitzen Ende in die Binderrolle eingezogen werden bis es am unteren
Ende herauskommt. Die Kante des zu bindenden Materials kommt zwischen die
Rolle des Bandes und wird unter den
Nähfuß geschoben. Dann kann der Nähfuß gesenkt und mit dem nähen begonnen werden.
Ohne Übung fiel es mir schwer, das Band gleichmäßig zu treffen. Respekt an die Damen, die früher damit genäht haben.
Zeitgemäße Alternative ist ein Bandeinfasser für vorgefalztes Band. Diesen gibt es auch in Snap-On Schnellwechsel-Ausführung.
3. Vorspannungsmesser
Dieser gibt mir noch Rätsel auf. Es handelt sich nicht um eine Nahtführung, die mittels Schraube befestigt wird.
5. Zwölfstichkräusler Rüschen-Apparat
So ein Rüschen-Kräusler ist ein faszinierendes Ding, besonders in Aktion. Leider ist das Exemplar in meiner Box defekt, denn die Nadel würde auf den Faltenschieber treffen.
Durch den Einstellhebel wird der Kräuselapparat zum Kräuseln oder Faltenlegen eingestellt. Die Einstellung auf Nr. 1 ist für Krausen bestimmt, bei denen auf jeden Stich eine Kräuselwirkung erzielt wird. Bei Einstellungen auf Nr. 6 oder 12 kann man Falten erzielen, die entweder 6 oder 12 Stiche voneinander entfernt liegen. Die mit einem Sternchen bezeichnete Einstellung ist nur für gerade Nähte und wird beim gruppenweisen Kräuseln oder Faltenlegen verwendet.
Der Anschlaghebel bestimmt die Breite der Falte. Er kann außer Funktion gesetzt werden, wenn zwischen Regulierschraube und Anschlaghebel keine Berührung mehr besteht.
Mit der orangen Regulierschraube wird die Fülle oder Breite der zu nähenden Krausen oder Falten eingestellt. Ist sie bis zu ihrem Anschlag eingeschraubt und befindet sich der Anschlaghebel in seiner richtigen Stellung, so ist der Kräuselapparat für die breiteste Falte eingestellt. Ist dagegen die Regulierschraube soweit wie möglich heraus geschraubt und der Anschlaghebel dadurch ausgeschaltet, so erzielt man nur eine ganz kleine Falte. (vgl. Bedienungsanleitung)
6. Hohlnaht-Apparat
Für den Einsatz dieses Apparates wird empfohlen, die Oberfadenspannung etwas zu lockern und große Stiche zu wählen. Eine Lage wird wie abgebildet oben geführt. Nach dem zusammen nähen zeigen sich beim aufbügeln der Nahtzugaben "Leiterstiche". Diese werden nochmals knapp parallel abgenäht.
7. Faltenmarker
Dieser Apparat Singer Simanco 36583 Tuckmarker ist funktional wohl durchdacht und bei vielen Nähprojekten praktisch. Er eignet sich am besten für feine Materialien, wenn Biesen von sehr schmal bis 1 Zoll breit hergestellt werden sollen, ohne dass sie angeheftet werden müssen. Der Aufsatz (a) kann auf die Breite des Umschlags eingestellt werden und markiert beim Nähen das Material für die nächste Beuge. Das Lineal (b) kann separat justiert werden gibt Orientierung an vorhandenen Nähten oder Mustern.
Säumer verstellbar
Die Apparatebox und ein Nadelkissen hatte übrigens im Frühjahr die liebe Trudi (bytrudi) bei Insta zum Verschenken angeboten. An dieser Stelle nochmals 1000 Dank dafür. Gerne habe ich mich mit einem Nadelbuch revanchiert.
Hand- und Maschinenstiche * Das praktische Arbeitsbuch fürs Hobbyschneidern
Die Stoffspielereien
Das ist eine Wissenschaft für sich. Alles ist sehr schön dargestellt.
AntwortenLöschenLG Renate
Wow, sehr fasziniernd! Diese Hilfsapparate sehen sehr elaboriert aus. Der verstellbare Säumer zum Beispiel ist ganz anders konstruiert als der, den ich in der Zubehörsammlung meiner alten Maschine habe. Was wirst Du mit dieser Vielfalt und diesen Möglichkeiten nun zaubern? Liebe Grüße!
AntwortenLöschenHerrlich, was für eine Sammlung, das sieht ja richtig nach Werstatt aus! Und es erinnert mich an meine erste elektrische Nähmaschine, die bekam ich zum 14. Geburtstag. Es handelte sich um eine einfache Haushaltsmaschine, die immerhin auch Zick - Zackstich konnte. Dafür musste man die Stichplatte und natürlich den Fuß auswechseln, was jedesmal mit viel Schrauberei verbunden war.
AntwortenLöschenWunderbar, wie Du alle Möglichkeiten ausprobiert hast und sie uns zeigst. Ich glaube, mit soviel Zubehör konnte damals auch nicht jede Hobbynäherin umgehen.
Von wann mag das sein? Dem Schriftzug nach tippe ich auf die späten 50er bis Mitte der 60er.
Vielen Dank für die Geduld, das alles auszuprobieren und uns zu zeigen.
Liebe Grüße
Tyche
Krass. Das schaut sehr kompliziert alles aus. Toll, dass du dich da durch gearbeitet hast und dies hier alles so anschaulich erklärst.
AntwortenLöschenLG Ute
"Apparate" trifft es für diese Vorrichtungen ganz gut. Das sind ja keine banalen Nähfüßchen, sondern richtig ausgefeilte Konstruktionen. Dieses Kästchen ist bei deiner Begeisterung für Nähmaschinentechnik bei dir bestimmt gut aufgehoben, auch wenn es mit deinen Maschinen nicht kompatibel ist. Aber wer weiß, vielleicht landet ja auch noch irgendwann die passende Singer-Nähmaschine bei dir.
AntwortenLöschenLiebe Grüße Christiane
Solche "Apparate" habe ich noch nie gesehen, erstaunlich was es alles gibt! Schön, daß du genau beschreibst, wie man die einzelnen Teile einsetzt, das ist sehr spannend. So einen verstellbaren Säumer hätte ich auch gerne. LG Gabi
AntwortenLöschenAch ja – ich liebe sie! Und schaue sie immer wider gerne an.
AntwortenLöschenDas was bei Dir "Vorspannungsmesser" heißt, wird in der Anleitung meiner Singer 66 als "Schrägfaltenführung" bezeichnet. Dazu heiß es:
"Die Schrägfaltenführung kann man verwenden, indem man sie auf die Spitze einer Schere legt, wie unten abgebildet (Bild) und es können verschiedene Stoffbreiten geschnitten werden, indem man den mit "S" bezeichneten Schieber verstellt. Schräggeschnittene Einfasstreifen für Einfasser Nr. 36595 müssen in einer Breite von 23 mm geschnitten werden und zu diesem Zwecke ist der Schieber "S" ist in der Mitte zwischen den mit "F" und "B" bezeichneten Linien anzubringen, wobei die Stoffkante während des Schneidens durch die Vorrichtung und gegen den Schieber geführt wird."
Leider ist meine Anleitung völlig öldurchtränkt und das Bild schlecht erkennbar.
Im Prinzip wird das Teil offenbar mit dieser kleinen Rille auf die untere Schneide der Schere geklemmt und der Stoff dann mit der Kante "im Anschlag" durchgeführt, um exakt gleichbreite Schrägstreifen zuzuschneiden.
Der Begriff "Schrägfaltenführung" scheint mir ebenso ungünstig übersetzt wie
"Vorspannungsmesser". Ach ja, das gab's damals auch schon.
Jedenfalls danke für Deinen schönen Post.
Viele Grüße
Hummelbrummel
Da hast Du ja die volle Bandbreite an Hilfs-Apparaturen vorgestellt - und es ist schon faszinierend, welche hilfsmöglichkeiten erfunden wurde, um schöne und zweckmäßige Nähe zu ermöglichen. Vielleicht finde ja noch die optimal passende Nähmaschine zu Dir.
AntwortenLöschenVielen Dank für diesen langen und gut ausprobierten Bericht!
Liebe Grüße
Ines
Himmel hilf! Der erste Blick auf Dein Kästchen lässt eher ein zahntechnisches Labor vermuten als ein Nähzimmer! Dass Nähfüßchen unterschiedliche Schafthöhen haben war mir auch nicht bewusst. Schade, dass die ersten beiden Füßchen nicht auf Deine Maschine gepasst haben, deren Funktionsweise hätte mich interessiert. Der Bandeinfasser sieht sehr robust und brauchbar aus, und der Rüschenfuß ist ja der Knaller! Wie der den Stoff nachschiebt! Ich bin immer wieder fasziniert davon, wer sich wohl zu welcher Zeit diese Spezialfüßchen einfallen hat lassen? Das ist so ausgeklügelt durchdacht UND es funktioniert. Danke auch für Deinen vielen detaillierten und scharfen Fotos! Toller Beitrag. Liebe Grüße, Gabi
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