Sonntag, 28. Februar 2021

Spielerei mit Stofflagen

Thema der Stoffspielerei heute sind Stoffschichten. Das passt hier denn damit spiele ich sehr gerne.


Chenille oder Reverse-Applikationen waren schon Thema der Stoffspielerei. Es ist immer erfreulich, wenn man einen Grund hat, nach speziellen Techniken mit Stoff zu spielen. Heute zeige ich 2 Beispiele mit der Technik "Lagen nähen und schneiden". 

Die Beispiele entstanden als Vorbereitung von Nähkursen mit solchen Themen 2017 und 2019. Im ersten Kurs 2017 haben wir kombinierte Lagen mit Handstichen gestalterisch fixiert, mit Textilfarbe gestaltet und ausgewählte Bereiche geschnitten. Im 2. Kurs ging es hintergründig um die Bewältigung mehrerer elastischer Lagen mit der Nähmaschine sowie gestalterische Möglichkeiten durch Schneiden. Auf Pinterest sind Fotobeispiele dieser Kurse versammelt. Es ist immer wieder faszinierend, wie sich Techniken durch individuelle Aneignung verändern und auch unterscheiden. Spezielle Vorlieben und Fertigkeiten fliesen ein, es gibt überspringende Anregungen, Experimente und Erfahrungen im Prozess. Schaut selbst hier.


Ein Buch hat mich sehr inspiriert und ermutigt, radikal zu schneiden. Auch ohne viele Englischkenntnisse kann man die gut bebilderten Beispiele leicht nachvollziehen.


Die Verwendung mehrer Lagen verändert die Eigenschaften. Gestapelt sind die Materialien fester und sperriger. Das kann man sich zu nutze machen wie z. B. bei Patchwork als wärmespendenden Effekt. 

Zur dauerhaften Fixierung der Lagen verwendet man am besten Nadel und Faden. Nähmaschine kann auch nützlich sein, bedarf allerdings Erfahrungen bei der Verwendung der benutzten Materialien, insbesondere mit Elastizität (Jersey). Die Verbindung der Lagen mit Nadel und Faden, bei Patchwork absteppen (quilten) genannt ist eine gestalterische Option. 

Eine zusätzliche Möglichkeit der Gestaltung ist, ausgewählte Bereiche aufzuschneiden um die darunter liegenden Lagen sichtbar zu machen. 

In Kombination der Techniken ergeben sich hier unendliche Möglichkeiten.
Schwierig empfinde ich immer das Zusammenstellung geeigneter Materialien / Lagen in Kombination. Hier ist Auswahl vorteilhaft. Es kann passieren, dass sich mit den verwendeten Materialien der gewünschte Effekt nicht oder anders einstellt. Beispielsweise rollt sich Jersey an der Schnittkante am liebsten dann wenn man es nicht möchte.

Shirt mit Stoffmanipulation

Anwendung fand eine mehrlagige Stoffmanipulation an einem Jersey-Shirt nach Grundschnitt. Verfügbar hatte ich nur gefärbten Viskosejersey, ein Kompromiss ... 

Vorbereitet ist das Vorderteil mit Abnähern und verstürztem Halsauschnitt, ein gezielt überdimensionierter Beleg hinter dem farbige Lagen platziert werden. Am Armausschnitt darf er gerne noch überstehen. Rückseite/innen:


Die Zwischenlagen sind bei mir von beliebiger Größe und ragen absichtlich nicht bis zur Nahtzugabe. Fixiert sind die Stücke mit Büroklebestift. Das erspart Stecknadeln bzw. Heften und wäscht sich später einfach raus. Auch mit der Nähmaschinennadel hatte ich diesbezüglich keine Probleme.


Ein Karomuster ist mit Schneiderkreide, alternativ Seife, aufgemalt. Abgesteppt ist mit Nähmaschine. Ein kleiner Zick-Zack-Stich ist elastisch. Oberstofftransport ist vorteilhaft. Wählt man den Nähbeginn geschickt braucht man weniger Fäden zu vernähen.


Schneiden ist spannend und letztendlich auch Geschmackssache. Es müssen nicht alle Karos geöffnet werden. Ansonsten kann man Kreuze schneiden oder gestaffelt Bereiche entfernen. Fixierungen der Schnittbereiche oder Perlenschmuck wären auch möglich. Durch die zufällige Platzierung gibt es Bereiche, die darunter nicht flächig decken, die schneide ich einfach weg (a). Ausversehen habe ich einen Bereich neben dem Brustabnäher, der nicht hinterlegt ist (b). Auch kein Problem: (c) Ich kleben ein Stückchen dahinter und nähe es von Hand unter der Zick-Zack-Naht fest.


Nun ist Gelegenheit die Lagenüberlänge dem Schnitt-Teil anzupassen. 

Fertig sieht das Shirt so aus. (Viskose zeigt gnadenlos jede Wölbung).


Tuch aus mehreren Textil-Lagen mit offener Textur

Mit Farbanregungen aus dem o.g. Buch und Experimentierfreude habe ich Zutaten für ein Tuch gestapelt.


Eine meiner Lagen ist nicht elastisch, das empfehle ich nicht weiter denn es erschwert das gleichmäßige Absteppen. Etwas Quilterfahrung ist nützlich. Späteres Schneiden bringt Entspannung in verschobene Lagen.


Übrigens habe ich das große Stück für das Tuch zwar gestückelt, aber nicht aneinander genäht. Die Lagentechnik brachte mich auf die Idee, einfach zu überlappen. Durch das Steppraster kommt alles zueinander. Stückelnähte wären eher störend. Besonderheit ist die offene Schnittkante unten (1.Foto). Ein interessanter Effekt der auch das Nähen erleichtert.

Benutzt und gewaschen sieht es so aus. Das türkise grobe Viskose-Gewebe rieselt immer noch aus.

Die Sammlung der Beiträge findet ihr auf dem Blog bei Stoffnotizen. Vielen Dank für das tolle Thema. 

Die Stoffspielereien

Mach mit, trau dich, sei dabei! Die Stoffspielereien sind offen für alle, die mit Stoff und Garn etwas Neues probieren wollen. Es geht ums Experimentieren und nicht ums Perfektsein, denn gerade aus vermeintlich „misslungenen“ Experimenten können wir im Austausch jede Menge lernen. Lass dich gerne vom monatlich vorgegebenen Thema inspirieren und zeig deine Ideen dazu.
Jeden letzten Sonntag im Monat sind die Stoffspielereien zu Gast bei einer anderen Bloggerin. Dabei kommen wir ohne Verlinkungstool aus: Schreib einfach einen Kommentar mit dem Link zu deinem Beitrag im jeweiligen Blogpost der Gastgeberin. Sie fügt die Links im Lauf des Tages in ihren Beitrag ein – ganz persönlich und individuell.Bist du nächstes Mal auch dabei?

Die nächsten Termine:
28.03.2021: „Pop Art“ bei bimbambuki
25.04.2021: „Fransen“ bei made with Blümchen
30.05.2021: „Exotisch“ bei Petersilie & Co
27.06.2021: „Nähfüße“ bei Nähzimmerplaudereien
Sommerpause
26.09.2021: „Risse und Schlitze“ bei nahtlust
31.10.2021: „Punkte und Kreise“ bei Schnitt für Schnitt
28.11.2021: „Glitzer tröstet“ bei Tyche
Dezember: Weihnachtspause

14 Kommentare:

  1. Super, dass Du etwas zu den Stoffschichten beiträgst, das von "Layered Cloth" inspiriert ist :-) Danke auch für Deine Tipps, sie passen zu mancher Frage, die ich mir bei meinem Experiment gestellt habe. Liebe Grüße!

    AntwortenLöschen
  2. Diese ausführliche Beschreibung und Bebilderung ist für mich schon wie ein Textilkurs, so vielseitig sind die Möglichkeiten. Jedesmal lerne ich etwas Neues dazu (Bürokleber, haha, prima Idee),
    Das T-shirt aus Viskosejersey wäre mir zu ungnädig, aber als Schal, vielleicht nur aus schwarzen Stoffen - darüber werde ich mal nachdenken.
    Vielen Dank für die schönen Beispiele,
    Liebe Grüße
    Tyche

    AntwortenLöschen
  3. Beides - Shirt und Schal - sind gut gelungen und der Effekt macht was her. Vielen Dank für die Schritt für Schritt-Fotos. Da kann man dem Prozeß gut folgen.
    Viel Spaß mit den Sachen!
    Annelies

    AntwortenLöschen
  4. Ich finde gerade die Kombiantion aus verschiedenen Textilien toll, dass du Webstoff gnadenlos mit Jersey kombiniert hast ist genau die richtige Entscheidung gewesen. Das ist spannend und wird sich sicher noch dekorativer entwickeln!

    AntwortenLöschen
    Antworten
    1. Danke, manchmal wollen wir es einfach wissen ... Vielleicht hätte schon die Diagonale beim Webstoff Flexibilität gebracht. Andererseits wollte ich den späteren Schnitt im Schrägschnitt.
      Die unelastische Zwischenlage kann mit der sich aufbauenden Jerseywelle nicht mithalten (Vgl. Stecknadel auf Foto). Da war ich immer froh, eine querlaufende Naht ohne Falte zu treffen.

      Löschen
  5. Beides tolle Unikate, die echte Hingucker sind. Kleber zur Fixierung ist eine einfache Lösung auf die ich bestimmt nicht gekommen wäre.
    LG Mirella

    AntwortenLöschen
  6. Ja, das ist eine tolle Technik und dein T-shirt und das Tuch sind ganz toll geworden.
    LG Ute

    AntwortenLöschen
  7. Das Tuch finde ich toll, da kommt diese Technik richtig schön zur Geltung und es leuchtet auf dem dunklen Untergrund. Danke für die Anregung und liebe Grüße aus der Ferne!

    AntwortenLöschen
  8. Die Mischung der Stoffe hätte ich so auch nicht probieret, aber scheint ja zu klappen.Die frabkombi pink-grün finde ich klasse! Mit auswaschbarem Klebestift habe ich auch schon gerabietet, geht super.
    Viele Grüße, Karen

    AntwortenLöschen
  9. Wow, das Tuch hat so tolle Kontraste! Mutig, bunt und super!

    Liebe Grüße,
    Maria

    AntwortenLöschen
  10. Das Shirt ist eine tolle Idee. Deine Farben mag ich sehr, da kommt mir gleich der Sommer in den Sinn. Liber Gruß Jeanette

    AntwortenLöschen
  11. Wow, wie immer ein Füllhorn an Wissen. Vielen Dank, dass du es mit uns teilst, liebe Ute! Besonders das erste Bild mit den vielen spannenden Details fasziniert mich. Liebe Grüße Christiane

    AntwortenLöschen
  12. Interessante Ergebnisse durch die unterschiedlichen Materialien und das Aufschneiden - und ich hätte nicht gedacht, dass sich das so gut bei einem Shirt macht.
    Liebe Grüße
    Ines

    AntwortenLöschen
  13. Faszinierend die Beispiele, die Du von geschichteten, geschnittenen Stücken gesammelt hast! An Kleidung finde ich es fast ein bisschen extravagant, aber auf einem Kissen könnte ich mir die flauschigen Zacken gut vorstellen. Liebe Grüße, Gabi (die erst heute zum Lesen und Kommentieren kommt...)

    AntwortenLöschen