Sonntag, 7. Juni 2020

blumige Garn- und Stoffrestapplikationen

Irgendwann beim Ordnen und Einordnen von Handarbeitsvorräten kam mir die Idee für eine Applikation aus Materialien, die ich nicht länger lagern mochte. Das war der Beginn eines spannenden Prozesses, der sich verändert und vielleicht noch weiter entwickelt.

Mein letztes Ergebnis sieht so aus:



Applizierte Garne und Stoffreste sind nach dem Absteppen mit Stickgarnresten als Konturen betont. Alle Detail-Aufnahmen sind von Flächen, die Hüllen für Nadelbücher sind/werden. Fertig sieht das so oder so aus.

Mich erinnert es an Action Painting, allerdings kann ich mit Fäden malen. Ich bestimme, ob das Ergebnis grafisch modern wirkt oder blumig verspielt. Einfluss haben die Zutaten und viel Zufall. Das finde ich spannend und zugleich entspannend. Gleichzeitig erfährt das Stopfgarn meiner Mutter eine vom Zweck abweichende, enorme Aufwertung: ein Upcycling.



Die Dichte der Lagen ergibt sich intuitiv. Das Resultat soll fest werden deshalb packe ich reichlich auf meine Unterlage, die die Größe bestimmt. Da ich die fertige Fläche irgendwann verstürzen möchte halte ich die Schichtung am Rand geringer.
Über die gestapelte Fläche lege ich wasserlösliches Vlies in gleicher Größe und fixiere an 6 Punkten. Nach meinen Erfahrungen verrutscht kaum etwas.
Ich beginne mittig die langen Strecken abzusteppen, am Ende drehen und nähfussbreit 7,5 mm im Abstand parallel darüber. Das Multicolor-Garn welches ich verwende ist dünn und nicht sehr reißfest. Für diesen Zweck ist es perfekt, letztendlich soll mein Vorrat abgebaut werden. Diesen Teil des Nähens mag ich, es entspannt mich Gas geben zu können ohne nachzudenken. Auf die Uhr schaue ich dabei nicht, ich genieße es. Zwischen den Nähten fahre ich nochmals lang (Nahtabstand ca. 3 mm) und wiederhole alles um 45 Grad versetzt. So entsteht ein lagen-verbindendes Netz und hält alles zusammen. Mein Stichabstand ist kleiner als beispielsweise Applikationsstiche oder flächenfüllende Stickstiche.





Garn um ein paar Finger wickeln und drapieren

wasserlösliches Vlies ausspülen


ein paar Stoffschnipsel bilden einen Blickfang im Wirr-Warr
 

Aufribbel-Trenngarn in grün ist auch gestapelt (unten)
 

Fläche als Nadelbuch
kläglicher Freihand-Absteppversuch
Polstermöbel-Muster als Hintergrund

Phantasiefläche mit Knopf-Stoff-Schnipseln
blumige Draufsicht mit nachträglichen Feston-Stickstichen

Abschließend kann ich berichten, dass sich alles Mögliche für diese Technik eignet. Einige meiner Zutaten sind tatsächlich aus dem Abfalleimer neben dem Nähplatz und geben einzelnen Motiven Akzent oder Struktur.

Die Technik hat Ähnlichkeit mit der Konfetti-Technik bei der alle losen Textilien mit einem Netz bedeckt und abgesteppt werden.

Habt Ihr Ideen, für welche Nähprojekte sich solche Flächen eignen könnten außer Nadelbücher? Dann kann ich weiter fortfahren, mein Nähzimmer aufzuräumen und Überflüssiges in nützlich-schönes zu verwandeln.

Verlinkt bei: einfachnachhaltigbesserleben

8 Kommentare:

  1. Diese Technik hat ja schon was - da werden auch die kleinen Schnipsel verwendet (die bei mir speziell beim FPP im Abfall Landen). Mir fallen nur kleine Täschchen ein, eben so groß, wie es die Fläche hergibt.
    Liebe Grüße
    Ines

    AntwortenLöschen
  2. Liebe Ute, vielen Dank für den Kurs. Da hast du aber viel gezeigt, um es nachzuarbeiten.Ich habe vor Jahren solch ähnliche Technik mal gemacht, aber mit Tüll und Organza abgedeckt. Habe Buchhüllen für Notizbücher daraus gemacht. Ich werde das mal bei mir zeigen.Beste Grüße von Rela

    AntwortenLöschen
  3. Toll, toll, toll! Seufz, ich liebe doch das Aufräumen und Wegwerfen, aber wenn ich das so sehe, werde ich zukünftig auch die kleinsten Stoff und Garnreste aufbewahren müssen.
    An Projekten fällt mir so einiges ein (Büchhüllen sind eine tolle Idee!): Glasuntersetzer, Badematten, Schalen (da ist doch das Thema Behältnisse bei den Stoffspielereien demnächst), Schmuck, Broschen, Armreife, Lesezeichen.
    Viel Spaß weiterhin! Liebe Grüße Christiane

    AntwortenLöschen
  4. Das ist eine wunderbare Idee. Ich habe auch noch jede Menge Garne. Vielleicht probiere ich etwas in der Art einmal aus. Buchhüllen könnte ich mir auch gut vorstellen.
    Liebe Grüße
    Renate

    AntwortenLöschen
  5. Das ist Power-Sewing! Eine tolle Idee klasse umgesetzt. Und so viele! Auch wenn man keine Schnipsel und Reste hätte, würde das zum Nacharbeiten reizen. Einsatzmöglichkeiten findet wahrscheinlich jeder.
    LG
    Siebensachen

    AntwortenLöschen
  6. Liebe Ute,
    das ist eine tolle Form der Resteverwertung. Ich würde daraus Karten - AMC's - gestalten.
    Herzliche Grüße
    Gudrun

    AntwortenLöschen
  7. Eine super Idee, die du wunderbar umgesetzt hast.So werden die Restegarne verwertet und ein tolles Projekt ist daraus entstanden!

    LG Klaudia

    AntwortenLöschen
  8. Hast Du aber eine Menge Stopfgarn!!! Deine Bilder sehen toll aus! Spannend, der Effekt ist so ähnlich wie bei bimbambukis Experimenten mit Stoffschnipsel-Blumen und Tüll drüber, aber doch wieder ganz anders. Ich mag total gern, wie Du die Bilder kreierst, und die teilweise Betonung durch Kettstiche... Bin gerade voll fasziniert.
    Nadelbücher eigenen sich durch die kleine Fläche gut zum Experimentieren (wie wir 2019 ja zur Genüge feststellen konnten...). Ich kann mir auch ein Kissen vorstellen, aber lieber noch für Umhängetaschen. Ich stelle mir vor, dass die Bilder durch die mehreren Lagen relativ fest werden, dann könnte man bei einer Tasche vielleicht sogar auf ein Vlies zur Verstärkung verzichten? Liebe Grüße, Gabi

    AntwortenLöschen