Sonntag, 5. August 2018

Talentcampus 2018 - tierisch creativ in Suhl

Auch 2018 organisierte die Volkshochschule Suhl mit viel Engagement einen Talentcampus für Kinder aus Suhl und Umgebung. Das Projekt startete am 23.06.2018 mit einem Eltern-Informationstag im Heinrichser Rathaus. Workshops wurden vorgestellt und organisatorischen Informationen präsentiert.

Im Mittelpunkt dieser aktiven Ferien­gestaltung steht nicht nur das reine Freizeitvergnügen. Auch die kulturelle Bildung soll nicht zu kurz kommen. Unabhängig von der sozialen Herkunft soll jeder junge Mensch bestmögliche Bildungschancen erhalten. Mit dem Programm „Kultur macht stark. Bündnisse für Bildung" fördert das Bundesministerium für Bildung und Forschung außerschulische Angebote der kulturellen Bildung. Gestärkt werden sollen Selbst­motivation, Leistungs- und Verantwortungsbereitschaft junger Menschen. Durch aktive Beschäftigung mit Kunst und Kul­tur erleben die jungen Menschen persönliche Wertschätzung.

Motto für die Ferienwoche vom 09. bis 13. Juli 2018  war

"tierisch-creativ im Sommer“

In Zusammenarbeit mit dem Suhler Tierpark  und der Dombergschule Suhl hatten Kinder vielfältige Angebote, selbst tierisch kreativ zu werden. Die Möglichkeiten unmittelbar im Tierpark waren grandios. Workshops mit breit gefächerten Themen standen zur Wahl.

Workshops

tierisch lecker Kochschule Löffelstiel
Ernährungsdetektive lernten mit Tierprodukten, Obst, Gemüse und Getreide richtig umzugehen, stellten Rezepte zusammen und bereiteten danach Gerichte zu.

Die bunte Welt der Schmetterlinge - Anja Zimmermann
Umweltdetektive erforschten den Lebensraum von Schmetterlingen und Insekten. So erfuhren Sie, was man von Insekten lernen kann.

Wo sich auch Hummeln gerne tummeln - Herrmann Oehring
Hier ging es um Pflanzen für einen naturnahmen Garten mit Düften, Farben und Formen. Kinder kreierten eine „Speise-Tafel" für Insekten – vom Anlegen einer Blumenduftstraße bis zum fertigen Hummelhotel

Geschichten formulieren & Geschichten malen für ein Buch
Imke Kurtz & Dietmar Hörnig & Angelika Beuger
Kinder brachten Erlebnisse mit Tieren als kleine Geschichten zu Papier:
mit Wörtern oder als gemalte Bilder. Aus den schönsten Geschichten und Zeichnungen entsteht ein kleines Kinderbuch.

tierische Apps - Daniel Göbel
In diesem Workshop entstand eine App für und über den Suhler Tierpark.

tierische Fotos – Frank Hausdörfer
Für Hobby- und Freizeitknipser standen viele Tier-Modelle zur Verfügung. Fotoshootings in Bereichen, die Besuchern nicht immer zugänglich sind und  Profi Tipps ließen beeindruckende Tierfotos entstehen.

tierisches Filmen Bildermacher Semi
Filmkameras begleiteten alle Workshops, Interviews wurden geführt. Am Ende der Woche staunten alle über die umfassend kurzen und knappen Einblicke, die die besten Momente als Film archivieren.

tierisches Nähen 123-Nadelei
Nähinteressierte Kinder lernten mit der Nähmaschine umzugehen. Sie nähten tierische  Handpuppen nach eigenen Entwürfen sowie Wimpelketten als Schmuck für den Tierpark.

Ziel jedes einzelnen Workshops war es, abschließend eine Präsentation der tierischen Kreationen zu zeigen. 

Einblicke in die Nähwerkstatt

Bereits zum 3. Mal durfte ich den Näh-Workshop vorbereiten und betreuen. Nach wie vor ist der Nähkurs sehr beliebt, einige Teilnehmer kenne ich aus vorangegangenen Kursen.




3 Nähprojekte mit flexiblem Gestaltungsspielraum habe ich vorbereitet, getestet und entsprechendes Material besorgt:

Unsere Nähwerkstatt war im Werk-Raum der Dombergschule Suhl untergebracht. Verschiedene Arbeitsbereiche im Raum konnten unsere Kursteilnehmer ständig nutzen:
  • Stoffdepot mit bunten Stoffen, Bettwäsche und Mischgewebe-Hemden
  • Zuschneidetische im Vorraum
  • 2 Tische mit 4 Nähmaschinen
  • Textilmalbereich im Nebenraum
  • Handnäh- und Beratungstisch(e) 

So gab es immer mehrere Möglichkeiten, um Nähprojekte zu gestalten und fertig zu stellen.
Besondere beliebt war der Bereich mit den elektrischen Nähmaschinen. Wartezeiten wurden genutzt, um sich gegenseitig zu inspirieren und zu helfen. Der Einsatz von Second-Hand-Textilien ermutigte zu Experimenten mit Textilfarben, Bastelfilz und Nähmaschinen. Bei der Auswahl von geeigneten Stoffen für Tier-Handpuppen besprachen wir die Eignung der Textilien, die Reihenfolge zur Gestaltung des Gesichtes und wie Ohren aussehen sollen. Alle Teilnehmer haben eine Handpuppe passend zur Größe ihrer Hand genäht und gestaltet, einige zusätzlich Fingerpuppen.



Da Wimpelketten zurzeit bei diversen Festen als Schmuck für draußen beliebt sind nähten wir Wimpel für den Tierpark. Solche Dreiecke sind gut geeignet, um etwas Besonderes zu gestalten. Warum nicht mal mit einem Tiergesicht oder Pizzastücke für das Tierpark-Bistro. Besonders phantasievoll sind Wimpel aus Textil-Farb-Experimenten ohne bestimmten Gestaltungsplan. Man muss der Phantasie und dem Pinsel auch mal freien Lauf lassen … 


Die Begeisterung zum Nähen der Wimpel hielt nicht bis Freitag an. Bereits Dienstagnachmittag wollten sie Kinder nur noch eines nähen … (* später mehr dazu).


Weshalb war die Wimpel-Näh-Euphorie relativ schnell zu Ende?
Nachträgliche Gedanken meinerseits mutmaßen folgendes:
  • Die Wimpel konnten nicht als genähte Stücke mit nach Hause genommen werden.
  • Die seitlichen Nähte am Schrägschnitt und das Wenden an der Spitze erfordern Geduld und etwas Näherfahrung.
  • Das Wenden ist leichter gedacht als getan, auch hier braucht es Geduld und Ausdauer
Das Komplettieren der Wimpel als Ketten konnte ich einer Kursteilnehmerin übertragen, die schon Wiederholungs-Erfahrung hatte. Sie nähte eigenständig, schaute gelegentlich, wo Hilfe erforderlich und was noch fertig zu stellen war.  

Fabrigami-Schmetterlinge fanden kaum Interesse. Grund hierfür ist sicher, dass es Zeit und Geduld benötigt, um solch ein Gebilde aus Stoff vorzubereiten und mit Handstichen räumlich zu fixieren. Zusammenfassend habe ich festgestellt, dass an Handnähen grundsätzlich wenig Interesse besteht. Das beginnt mit dem Einfädeln.



Die Woche insgesamt betrachtet war eine schöne Erfahrung für alle Kinder. Auch ich möchte diese gemeinsame Zeit nicht missen. Allerdings benötigt es viel Energie, Begeisterung und Enthusiasmus. Die Ziele der Workshops für eine Woche sind hoch gesteckt wenn man bedenkt, dass die zum Nähen verfügbare Zeit einer Talentcampus-Woche kürzer ist als man im Vorfeld vor Augen hat.
Montags starteten alle Gruppen mit einem Rundgang im Tierpark. Organisatorische Belange sind auch wichtig und benötigen Zeit. Nach dem Mittagessen trafen wir uns im Nähbereich. Noch ehe wir uns alle gegenseitig bekannt gemacht hatten schaute schon das MDR-Fernsehen rein um zu filmen, was bei uns so genäht wird. Der Mittwoch war vormittags für einen Ausflug ins Meininger Theater reserviert. Wir durften im Kostümfundus stöbern und hinter die Kulissen schauen. Zur Präsentation der Handpuppen bekamen wir nützliche Tipps.


Am Freitag dreht sich alles um die Abschluss-Präsentation, mittags sollen die in der Schule genutzten Räume geräumt sein. Deshalb blieb am Freitag kaum Nähzeit übrig. Diese letzte Zeit haben wir genutzt, um individuelle Näh-Pläne zu besprechen und kleine Nähprojekte zu probieren. Es entstanden Handyhüllen, Taschen und * Kissen, Kissen, Kissen. Letzteres ist es, das die Kinder wirklich nähen möchten. Um beim diesjährigen Thema zu bleiben könnte man Tiergesichter drauf gestalten … 

Zur Präsentation unserer Handpuppen im Rahmen der Abschlussveranstaltung nutzten wir ein LKW-Planen-Gestell und verkleideten es provisorisch. Viel einstudiert haben wir nicht, so eine erlebnisreiche Woche ist kurz! Spontan improvisierte Bewegungen der Puppen in wechselnder Besetzung zu rhythmischer Musik brachte interessierten Zuschauern und Puppenspielern gute Laune. So hatten wir noch mal Spaß und verabschiedeten uns in die Ferien.

Fazit:

Die Ziele unseres Workshops „tierisch nähen“ haben wir erfüllt:

  • Individuell gestaltete tierische Handpuppen konnten am Abschlusstag mit Musik ein kleines Puppen-Tanztheater präsentieren.
  • Mehrere Meter Wimpelkette sind entstanden und stehen dem Tierpark als Deko-Elemente zukünftig zur Verfügung.

Das eigentliche Werkeln in der Nähwerkstatt bewegt sich zwischen Geduldsübungen und Zeitdruck im Hinterkopf bei dem Gedanken an die Ziele zur Abschlusspräsentation. Einerseits sind Ziele und ein finaler Termin als Richtlinie wichtig. Andererseits führt dieser Termindruck auch dazu, dass das Erlernen von Nähfertigkeiten für die Kinder im Rahmen dieser Woche nur oberflächlich bleiben kann. Im Näh-Workshop waren 10 Kinder betreut durch Workshopleiter und einen Helfer (für Lehrer sicher eine paradiesische Vorstellung). Allerdings soll meiner Ansicht nach so ein Workshop auch nicht wie Unterricht ablaufen, sondern mehr Freiräume ermöglichen, die angeregt werden und auch begleitet werden sollten. Nähen ist ein komplexer Prozess mit dem Zusammenspiel von technischer Ausstattung, Materialien, Hilfsmitteln und erfordert obendrein vorausschauendes räumliches Vorstellungsvermögen. Praktische Erfahrungen sind hier unverzichtbar. Nähen ist eine handwerkliche Tätigkeit, die erst nach Übung und Training gleichmäßig und vorzeigbar gelingt
Wenn die Kinder im Einzelnen ihr Projekt realisieren treten zwangsläufig Fragen und Probleme auf, die ab einem bestimmten Punkt immer weiter auseinander laufen und sich nicht mehr gebündelt beantworten lassen. Hier ist dann die Geduld der Kinder gefragt, denn sie müssen warten, bis Rat und Hilfe naht. Deshalb ist es notwendig, dass der Helfer die Nähprojekte im Vorfeld kennen lernt. Es ist wichtig, die einzelnen Näh-Problemstellen mit den Kindern zu überwinden. Allmählich kommt es dann dazu, dass einzelne Kinder ausgewählte kleine Prozesse beherrschen und sich gegenseitig helfen. Das beginnt nach meinen Erfahrungen am Ende der Projekt-Woche. Die gegenseitige Hilfe der Kinder untereinander ist es, was ich anstrebe, denn das, was Kinder erklären können haben sie auch verstanden. Darauf lässt sich aufbauen. 

Beim Einfädeln helfe ich Dir ...
Es entstehen Kompetenzen mit denen sich die Kinder im Alltag auch mal selbst helfen können, wenn ein Knopf abgefallen ist oder eine Naht an einem Lieblings-Kleidungsstück auszubessern ist.
Eine wichtige Stütze im Kurs mit Kindern ist meine Workshop-Helferin. Die Kontrolle von Anwesenheit und besonders kurzzeitigen Abwesenheiten ist eine wichtige Aufgabe, bei er ich mich auf sie verlassen kann. So kann ich mich ohne Ablenkung den Workshop-Inhalten widmen. Natürlich hilft sie auch bei den Nähprojekten. Nachmittags ist es mitunter auch ratsam, einen Teil der Gruppe im Wechsel auf den Spielplatz zum Austoben zu begleiten. Wie beim Autofahren braucht es zwischendurch mal etwas Bewegung, dann geht alles gleich konzentrierter und leichter von der Hand. 

Das Größte für mich ist immer, die Fortschritte der einzelnen Kinder im Laufe der Woche zu verfolgen. Einzelne Talente legen ganz beachtlich los, das wirkt ansteckend.

Ach so machst Du das ...

Freude am Schauen und Begreifen
ist die schönste Gabe der Natur.

Albert Einstein

1 Kommentar:

  1. Ein toller Bericht über eine ereignisreiche Woche! ich kann mir gut vorstellen, dass 10 Nähanfänger wie ein Sack Flöhe ist. Hut ab, dass Du das immer wieder machst.
    LG
    Valomea

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